Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. Januar 1937

Iserlohn, den 30. I. 37

Meine liebe Mutter!

Zum Sonntag die besten Wünsche und Grüße. Daß Du krank warst beunruhigt mich noch jetzt. Ist es denn wirklich jetzt besser? Das böse Wetter ist auch ungünstig. Ist es dort auch so kalt? Hier liegt hoher Schnee. Also hüte Dich fein! Du mußt mir doch gesund bleiben,. Du scheinst ja Mut für die Zukunft zu haben wie kein Zweiter. Ich aber auch! Wer weiß, was in 2½ Jahren los ist. Vielleicht ist dann eine pharmazeutische Abteilung an der Kölner Universität. Wir wollen hoffen und stark sein.

Augenblicklich ist der Dienst schon stramm. Flachrennen usw. Aber egal, nur noch ½ Jahr. Ich freue mich so auf zu Hause. Ja, es scheinen doch wieder günstigere Zeiten für Akademiker zu kommen. Die Reichsbahn stellt ja auch so viele ein.

Mach Dir nur keine Sorgen um meine Unsolidität. So schlimm ist es nicht. Ich bin schon 3 Wochen nicht aus gewesen. Wir haben soviel Abzüge, Trainingsanzug usw.

Habe mir für einige Mark Hefte kaufen müssen. Ich hatte ja gesagt Neujahr wird es noch einmal toll, und dann ist Feierabend. Die Julika hast Du gesehen? Aufrichtig, mir hat er nicht besonders gefallen!

Nun muß ich Dir etwas berichten. Ich habe „ihr“ geschrieben. Einen feinen, einfachen Brief! Ich habe keine Antwort erhalten! Daraufhin schrieb ich nochmals. Das ist nun schon 8 Tage her. Noch immer keine Antwort. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ob die Briefe nicht in ihre Hände gekommen sind? Sonst kann ich es mir nicht erklären! Sie hätte sonst Stellung nehmen müssen, gleich wie! Aber, auch so nicht schlimm, wer weiß wofür es gut ist. Es ist bestimmt Gottes Wille. Ich bin froh eine Veranlagung zu haben, die mich schnell über eine solche Angelegenheit hinwegkommen läßt.

Ich will nicht zuviel daran denken. Mein zukünft. Beruf ist im Augenblick dominant. Auf ihn freue ich mich. Bist Du mir wegen dieses Geheimnisses böse. Hoffentlich verstehst Du mich. Nur keine Sorge, darum vergesse ich Dich, meine Beste, doch nicht.

Was gibt es denn dort Neues?

Du fragst in Deinem lieben Brief nach

Nach meiner Untersuchung. Sie ist gut verlaufen. Ich bin wie von jeher gesund. Mein Blutbild ist auch in Ordnung. Da muß im Lazarett wohl eine Verwechslung vorgekommen sein. Ich bin beim Chef wegen der Versetzung vorstellig geworden. Es ist tatsächlich auf der Abteilung verbummelt worden.

Was macht’s den deutschen Eichen aus.

Für uns war heute kein Feiertag. Wir haben wohl die Rede des Führers gehört. Wieder betonte er stark den Willen zum Frieden. Gott gebe ihn uns.

Morgen ziehe ich auf Schießstandwache, da habe ich viel Zeit an Dich und die Lieben zu Hause zu denken.

Übrigens hast Du denn an ihr in letzter Zeit, also in der Zeit, als meine Briefe da sein mußten, keine Veränderung Dir gegenüber gemerkt? Haben die anderen Familienglieder Dich denn nicht eigenartig angesehen? Schreib mir mal bitte Deine Meinung.

Nun bleib hübsch gesund und freue Dich mit mir auf den Herbst.

Viele, viele Grüße an alle Lieben und einen Kuß für Dich von Deinem    

Jungen