Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Februar 1937
Sonntag, den 7. II. 1937
Meine liebe, gute Mutter!
Zum Sonntag die besten Wünsche! Gestern, Samstag erhielt ich Deinen lieben Brief und Deine so sorgsam zubereiteten Leckerbissen. Für beides meinen besten Dank, besonders für den Brief. Ich mache es wie Du, ich will zuerst zum Hauptthema kommen. Vorerst, mach Dir keine Sorgen! Es ist unnötig. Der kühle Verstand mein Blut ohne sonderliche Wallungen, haben gesiegt. Es ist alles ad akta gelegt. Ich bemühe mich, scheinbar mit Erfolg, den Abschlußstrich zu ziehen. Ich will mich intensiver mit meiner Berufsausbildung beschäftigen. Warum hat Dich, arme Liebste, meine Nachricht aus dem Gleise geworfen? Ich bin jetzt schon soweit, daß ich einsehe, dass es so kommen mußte.
Also, ich will die Spannung von Dir nehmen, ich habe Nachricht. Nicht von ihr, sondern vom Herrn Papa. Na, lese die Karte selbst.
In der ersten Stimmung hätte ich geschrieben. Das wär eine Antwort geworden! Schreibmaschinenschrift geht wohl schlecht für ein solches Schreiben. 2.) Wie sind meine Briefe in seine Hände gekommen. (Ich bin fast überzeugt, sie hat die Briefe nicht gelesen). Diese Punkte hätten Linienführung meines Antwortschreibens gebildet. Aber meine Ruhe ist wieder Herr. Warum die Aufregung? Ich werde den Wunsch des gnädigen Herrn respektieren. So eine Abfuhr hat auch Gutes. Für die nächste Zukunft werde ich mich nicht
mehr so schnell für eine Frau interessieren.
Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Was hätte es gegeben, wenn Sie geantwortet hätte?
Ich traue mir ja selbst doch noch nicht die Reife zu um eine Frau geistig und seelisch etwas bieten zu können. Zudem, was soll ich jetzt schon mit einem Mädel?
Glaub nun nicht, dass das was ich Dir schreibe, Geschwätz wäre um Dich, liebe Mutter, zu beruhigen. Auch nicht momentane Gefühlsstimmung, entspringend aus der Kühle des Korbes.
Alle Achtung vor dem Mädel, aber trotzdem will ich sie vergessen! Es war ja der erste Schwarm.
„Thema beendet“, lautet mein militärischer Schlusssatz zu diesem Thema.
Nun zu Dir! Bist Du gesund? Du hast doch noch immer Freude an einem schönen Haushalt! Du willst mich mal mitnehmen in das schöne Haus in Thielenbruch? Ich gehe freudig mit.
Also ihr sollt eine gute Saison bekommen. Ich rate Dir sowieso zu einer neuen Maschine. Deine Gesundheit geht vor allem. Gewiß der Anschaffungspreis ist nicht klein, aber wir haben soviel geschaffen auch das wirst Du schaffen.
Wie soll ich Dir, mein liebes Mütterchen für Dein großes Verstehen und für die freudige Bereitwilligkeit mir zu helfen, danken. Hoffentlich bietet sich mir einmal die Gelegenheit dazu.
Daß Du jetzt gern zur Arbeit gehst freut mich zu hören. Du verstehst Dich also gut mit Fräulein Maus? Bald werde ich wieder an die Apothekerschaft schreiben. Sofort, wenn ich entlassen bin, gehe ich zu Vater. Dazu habe ich mich fest entschlossen. Das kann nicht verkehrt sein. Vielleicht wird alles gut.
Tante Marie und Onkel Arnold werde ich in den nächsten Tagen schreiben. Ich habe so wenig Zeit. Wir müssen viel schreiben. Abends nach Zapfenstreich, sitzen wir Ausbilder noch zusammen.
Na, nur noch 7 Wochen bis Ostern. Nur noch 7 ½ Monate. Sollst sehen, wie schnell die vorüber gehen.
Vielleicht kommen wir heute in 8 oder 14 Tagen mal nach Köln. Jedenfalls richte Dich nicht. Du weißt ja, wir können im Voraus nichts bestimmen.
Wie sieht der Kölner Karneval denn aus? Elli und Du wollen ihm entfliehen. Grüßt mir das schöne bergische Land. Ja, wenn wir zwei wieder durch die Wälder streifen, ich freue mich riesig darauf. Das schöne Herrenstrunden. Ich freue mich auf den Sommer als Zivilist.
Wie es mit unserer Versetzung nach Soest ist, ist noch unbestimmt. Vielleicht bleiben wir in Iserlohn. Wann wir nach Wahn kommen ist ebenfalls noch nicht fest. Sonst gibt es hier keine Neuigkeiten.
Viele herzl Grüße ein Kuß von
Deinem Jungen (……..)