Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 13. Februar 1937
Köln – Dellbrück, 13. II. 37
Mein lieber, treuer Rudolf!
Herzlich danke ich Dir für Deinen lieben Brief! Zuerst einen herzlichen Sonntagsgruß! Nun hast Du wohl eine strapazenreiche Woche hinter Dir. Hoffentlich hat Dir das nasse, kalte Wetter nichts anhaben können, und bist Du gesund geblieben. Ich bin froh,, wenn ich Dich wieder in der Kaserne weiß, wo es doch wohl wärmer + alles besser ist, als draußen. Du wirst ja wohl das Päckchen von Tante Stina vorfinden, wenn Du zurück kommst. Hoffentlich ist die Wurst noch gut, es wäre schade drum. Na, das siehst Du ja. Ja, Rudolf, am schönsten ist es ja erst, wenn Du wieder ganz hier zu Hause bist. Heinrich ist hier für 2 Tage. Er sieht schlecht aus. Er hat bei Kurth sich ein Schreiben geholt, dass sie ihn brauchen. Er soll noch 8 Wochen beim Militär bleiben. Mal gespannt, ob er Glück hat! Ja, das Leben bringt so vieles mit sich. Einen kleinen Vorgeschmack hast Du ja nun auch schon davon. Aber, Junge, ich hoffe, Du überwindest das, Du mußt ja. Denn, was der Vater geschrieben hat, das stimmt. Ich habe sie selbst am Sonntag-Abend gesehen. Sie kam mit einem jungen Mann per Arm aus dem Dorf; nicht etwas maskiert, oder in Fastnachtsstimmung. Mir schien es ein Herr von 27 – 28 Jahren zu sein, groß + stattlich neben ihr. Sie ist ja zart
+ klein. Sie gingen wohl nach Haus. So um 8 Uhr. Allerdings wie der Herr Vater geschrieben hat, das finde ich taktlos. Ein bischen Ironie über den falschgeschriebenen Namen, und dann Maschinenschrift. Na, ich glaube, er ist ein Materialist + ein Pedant. Das Mädchen ist nett + frisch, gefiel mir gut.. Na, ich erzähle Dir mehr darüber. Jetzt fällt mir nämlich noch Verschiedenes ein. Also, es wachsen noch viele junge Mädchen heran. Du bist noch jung. Und mein kleiner Junge, jetzt gehörst Du wieder mal eine Zeit nur mir. Ich bin so froh darüber. Es hatte mich doch arg angepackt; es ist ja natürlich! – Also ich würde mich sehr freuen, wenn Du bald mal kämest + dann könnten wir uns noch mal aussprechen. Oma + Joh. + die Kinder sind seelig, dass Heinr. hier ist. – Mir geht’s noch gut! Zum 1. März bekomme ich die neue Maschine. 450 Mark. Viel Geld! Für die alte bekomme ich 90 Mk! Na, da habe ich ja ordentlich was zu zahlen für ein paar Jahre. – Wenn der liebe Gott mich nur gesund läßt, dann geht es schon! Fastnacht bin ich nicht in Köln gewesen. Ich habe mich ein bischen gepflegt. Unser Spaziergang ist auch verregnet. Ja, es geht so Manches schief. Aber unterkriegen lassen wir uns nicht, da muß es noch anders kommen. Es wird auch wieder Frühling!!! Nun mein Kind, entschuldige daß ich mit Blei schreibe, ich muß mir neue Tinte holen. Hoffentlich schreibst Du noch mal bald. Für heute sendet Dir viele liebe Grüße + einen treuen Kuß
Deine Mutter.