Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 10. März 1937
Iserlohn, den 10. III. 1937
Meine liebe Mutter!
Erst heute, Mittwoch, komme ich dazu Dir, meine liebste Mutter, für Deinen lieben Sonntagsgruß zu danken.
Nun haben wir die Besichtigung hinter uns. Der Herr Divisionskommandeur war selbst anwesend. Es hat wider Erwarten gut geklappt. Wir haben tatsächlich Lob eingesteckt. Nun werden wir eine kurze Ruhepause einlegen. Diese Zeit werde ich zum Ausschlafen ausnützen, und meine Erkältung muß auskuriert werden. Ich habe einen ordentlichen Husten, wie ich ihn noch nie gekannt habe. Schnupfen kaum zu sagen. Ich hatte schon geglaubt ich bekomme die Grippe. Ich habe mich früh in’s Bett gelegt. Jetzt friere ich nicht mehr. Pillen, aus dem Revier geholt, haben den Husten vertrieben. Jetzt geht es schon bedeutend besser.
Wir haben die letzten Wochen ordentlich geschafft. Sonntage kannten wir gar nicht. Na, der Erfolg ist nicht ausgeblieben. 1 Tag Urlaub soll ja dabei herausspringen. Ich freue mich auf ihn. Wenn eben möglich komme ich Ostern.
Jetzt haben wir neue Geschütze. Wir müssen in Vielem von Neuem anfangen.
Deine Mitteilung von Deiner Kur hat mich gefreut. Es zeigt mir Deinen Willen Dich oben zu halten. Ja, das wünsche ich, eine gesunde Mutter, die auch im Alter auf Ihr Äußeres und Ihre Erscheinung Wert legt. Keiner soll auf mein Mütterchen über die Schulter sehen, sonst – ich gäbe dem Flegel - ! So wie Du, mein Mütterchen, gibt’s keine zweite Frau. Ich danke dem lieben Gott, dass er mir so einen starken Freund und Führer, so einen weisen Berater und stillen Zuhörer für meine Erlebnisse geschenkt hat.
Also die neue Maschine ist in Betrieb? Wie macht sich denn die Arbeit? Bedenke nur die Maschine ist für Dich da. Sie soll Dir mehr Freizeit verschaffen. Zeit, die für Deinen Leib und Gesundheit und für Deinen Kopf und Deine Frische da sein soll. Geh nach Möglichkeit oft in den Wald. Nutze auch schon die Frühlingssonne. Gerade sie hat große Wirkung. Deine lieben Augen sollen die Frühlingspracht trinken. Sie soll sich in Deinem Seelenspiegel wiederspiegeln. Denk mal an den herrlichen Mai und seine Königin.
Ich bin so froh, dass ich Katholik bin. Die Kirche gibt uns doch Kraft und Frieden zum Leben. Sie stellt uns und den ganzen Kosmos in den herrlichsten Dienst. Gerade im Frühling spürt man so deutlich, was Pretheismus [?] ist. Gott ist uns so nahe. In jeder Knospe, in jeder
zarten Blume.
Ach Gott, ich schwärme wie ein junges Mädchen. Ich bin so zufrieden, Du glaubst es kaum. Ich habe aber auch wieder Glück gehabt?
Für Oktober weiß ich aber auch schon Bescheid! Hast Du Dir die Apotheke schon einmal angesehen? Wann meinst Du soll ich Herrn Kirste noch mal schreiben? Zu Ostern? Oder soll ich warten bis ich auf dem Übungsplatz oder im Manöver bin.
Na wir werden nochmals mündlich darüber sprechen. Noch 14 Tage. Denkst Du nochmals an meine Exerzitien. Eine schöne Zeit.
Was gibt es denn sonst noch in Dellbrück? Viele Grüße an alle Lieben.
Du bist besonders gegrüßt und dazu noch geküßt von
Deinem Jungen.