Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 20. März 1937
Iserlohn, den 20. III. 1937.
Meine liebe, gute Mutter!
Zum Sonntag die besten Wünsche. Ja, morgen haben wir schon Palmsonntag. Palmenweihe! Ich sehe alle alten Dellbrücker Gesichter, morgen gehen sie mit einem Palmbuschen zur Kirche.
Ich freue mich, ich kann zu Ostern in Urlaub kommen. Wir ist ein Urlaub von 7 Tagen gewährt worden. Vom 24. – 30. III. Fein, was? Ich freue mich so wieder für eine kurze Zeit Zivilist sein zu können. Ich kann unsere liebe Kirche wieder während der Karliturgie besuchen. Hältst Du den Anzug bereit? Voraussichtlich komme ich Dienstag gegen Abend! Es wird wohl spät werden! Aufzubleiben brauchst Du nicht. Nur keine Sorge, ich komme sofort nach Haus. Gelt, Du freust Dich auch? Dann können wir uns unsere Herzen ausschütten. Du hast ja so manche Neuigkeiten für mich. Nun noch etwas Frohes! Wir haben einen Seelsorger. Der ganze Standort hat seine Osterbeichte und Kommunion gehalten, fein. Ein schönes, merkwürdiges Bild, die rauen Soldaten echt fromm zu sehen. Ja so einen Militärpfarrer brauchten wir. Sonst wüsste ich nichts Neues zu erzählen. Der Alltag bringt eben seine Plackereien.
Man darf nicht darin ersticken, auch wenn einem das Wasser manchmal bis zum Hals steht.
Ich bin froh, dass ich nicht nervös bin, meine Ruhe selten verliere und mich so leicht nicht mehr gefangen gebe. Etwas Gutes hat einem die Dienstzeit doch gegeben.
Also auf frohes Wiedersehen. Bald küßt Dich
Dein Junge.