Iserlohn, den 4. IV. 37.

Liebe Mutter!

Weißer Sonntag! Zu diesem schönen Fest die besten Grüße! Du, Ärmste hast ja wenig von diesem Fest. Du wärest doch sonst einmal zur Kirche gegangen?

Ich bin hier gut angekommen. Ich habe einen Militärurlauberzug von Köln Hbf. nach Iserlohn Ost, ohne umsteigen zu brauchen, bekommen. War früh zu Hause. Die Jungens freuten sich. Nun bin ich wieder im alten Gleis. Fast sind wir schon eine Woche weiter.

20 alte Leute der 7. Batterie haben schon ihren 14tägigen Erholungsurlaub angetreten. Mittwoch oder Donnerstag nächster Woche sollen von uns auch die Ersten starten. Einmal sehen ob ich dabei sein kann. Der Chef ist augenblicklich in Urlaub.

Die Nachzahlung habe ich noch nicht erhalten. Den 10. des Monats, also bei der nächsten Dekade bekomme ich vom 1. II. 1937 25 Pfennig nachgezahlt. Wir haben folglich unser Unternehmen um 8 Tage verschoben. Ich werde Dir ausführlich darüber berichten.

Nochmals, liebe Mutter, danke ich Dir für die schönen, ruhigen Tage, die ich bei Dir verlebt habe. Du hast alles getan um mich zufrieden zu stellen.

Mit diesen Tagen bin ich restlos zufrieden. Wir haben doch ein schönes Heim! Wie schön, wenn ich zu Hause bleiben kann.

Was macht die Arbeit? Du erzählst mir doch von Kowalski? Ist Maria nun verlobt, als glückliche Braut nach Haus gekommen? Wie steht es mit der Gesundheit von Tante Finchen? Hat Tante Stina sich Dir gegenüber nicht wegen des Klatsches geäußert? Hier ist alles beim Alten.

Herr Leutnant ist von Italien braun wie’n Kaffer zurück. Täglich Apell. Wir halten Hausputz.

Viele liebe Grüße und einen herzlichen Kuß                      

Dein großer Junge.

Ich habe noch immer Vorrat. Die Blutwurst und die Eier haben ihren bestimmten Weg genommen. Das andere wartet auf seine Bestimmung. Bist Du zufrieden, Mutter? Hat Dir der Abschied nicht zuviel Kummer gemacht? Hast Dich sicher bald wieder in’s Alleinsein gefunden!

Alles, alles Gute.                
D.J.

Habe übrigens schon 2 Aufnahmen gemacht. Wenn ich sie habe, bekommst Du sie.