Anna Schmitz an Sohn Rudolf, 5. Mai 1937
Köln – Dellbrück, 5. Mai 1937.
Mein lieber Rudolf!
Nun bin ich über das Erste hinweg und ich habe mich so langsam wieder an das Alleinsein gewöhnt! Ich danke Dir für Deinen lieben Kartengruß. Nachdem Du fort warst, kam prompt das schönste Wetter. Schade, dass Du nur Regen hattest. Aber, wie es kommt, so muß man es nehmen. Es gibt eben im Leben mehr Ernstes, als Fröhliches. Aber ein Gutes hatte das schlechte Wetter, wir haben viel voneinander gehabt, ich wenigstens. Ich bin doch nie so fröhlich + zufrieden, innerlich zufrieden, als wenn Du da bist! Das Blut zieht doch sehr stark! Nur schade, dass ich immer so viel Arbeit hatte, und das Heim nicht gemütlicher war. Nun habe ich es wieder in Ordnung. Samstag, d. 1.5. habe ich mich daran gemacht! Ich muß es ja jetzt überhaupt nett haben, jeden Tag kommen Leute + sehen das Haus an. 13 000 soll es kosten. Viele Interessenten kommen. Ich bin mal neugierig. Zu Pfingsten bin ich zur Verlobung eingeladen von Maria, als Gast! Das Zimmer für den Bräutigam ist schon fertig. Die Mädels schlafen oben. Anfang nächster Woche kommt er. Bin gespannt!
Du hast es ja richtig angetroffen. Ja, da gewöhnt man sich schnell! Na eine Woche ist schon wieder herum. – Heute + morgen, Himmelfahrt ist ein Gedenktag für mich + Vater. Ob auch er daran denkt. Mein Kind, bleibe gut + gesund! Gott befohlen. Zu morgen alles Gute. Hier alles gesund!
Herzlichst grüßt + küsst Dich
Mutter