Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Mai 1937
Soest, den 15. V. 37
Meine liebe, gute Mutter!
Samstag vor Pfingsten. Vorabend zu einem der schönsten Feste. Ein Fest im strahlenden Frühling. Herrlich üppig ist, hier die Natur, direkt verschwenderisch. Habe heute an Opas Begräbnis gedacht. Ist nun auch schon so lange nicht mehr bei uns!
Vielen, vielen Dank für Deinen lieben Pfingstgruß. Deinen Wünschen möchte ich mich anschließen. Der liebe Gott möge Dir weiterhin Deine Gesundheit, Deinen Mut und Deine Jugend erhalten. Trotz aller Sorgen, trotz mancher Widerwärtigkeiten, trotz manchem Nasenstüber des Lebens bist Du jung geblieben. Dem Herrgott danke ich, dass er mir so ein Mütterlein, so einen feinen Kameraden geschenkt hat. Immer wieder möchte ich Dir für Dein Verstehen danken! Du hast mir viel Neuigkeiten berichtet. Wie geht es denn der Tante Anna. Möge Gott ihr gnädig sein. Das Herz ist wohl müde geworden! Bei Bartz sind also große Veränderungen im Gange. Ob ich da wohl gratulieren muß? Ich warte aber jedenfalls auf eine Anzeige. Sind doch immer so für den Hokus-Pokus.
Warum machst Du Dir denn so große Sorgen. Du weißt doch Vater ist ein Gentleman. Ist sicher wieder nicht dazu gekommen.
Warum immer gleich den Teufel an die Wand malen. Ich hab wieder viel Mut. Bin froh wenn es im Herbst an’s Schaffen geht.
Eigentlich müßtest Du mich hier einmal besuchen. Soest ist herrlich. Wir überlegen noch einmal. Kommst Du der Einladung von Bartz entgegen? Wohin willst Du denn mit Frau Plunz? Heute war hier das erste Gewitter. Morgen reiten wir vielleicht zum Möhne-See. Hoffentlich wird aus dem Pfingstausritt etwas.
Wie geht es Dir denn nun? Die Arbeit läßt nach? Na, dann erhol Dich mal. Immer die Sonntagsarbeit. Die reibt doch auf!
Also für die Pfingsttage schönes Wetter, frischer Mut, viel Sonne.
Bleibe gesund und freue Dich unseres Lebens.
Ich vergesse Dich und Vater nicht.
Viele Grüße und einen Kuß schenkt Dir
Dein Junge.
Mach Dir keine Gedanken des Paketes wegen. Ich werde fertig. Denk auch an Dich und nicht immer zuletzt.