Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. August 1937
Soest, den 6. VIII. 1937
Meine liebe, gute Mutter!
Nun sind wir wieder in der Garnison nach altem Muster eingerichtet. Der Dienst geht die bekannten, immer gleichen Wege. Vorläufig bleibe ich noch im Revier. Es gibt viel Arbeit dort, weil es erst jetzt neu eingerichtet wird und in Betrieb genommen wird. Ich bin froh darum. Ich habe dadurch noch einige ruhige Tage. Na, bald geht es in’s Manöver.
Wie geht es Dir denn? Hast Du Sonntag viel Besuch gehabt? Ich wäre ja doch ganz gern dabei gewesen. Na, es ging ja nicht. Jedenfalls habe ich viel Freude in Wahn gehabt und ich war froh, dass ich so oft nach Hause kommen konnte. Recht herzlich danke ich Dir für Deinen freundlichen Empfang und
Deine liebe Sorge um mich. Jetzt sind es keine 8 Wochen mehr. Bald, bald bin ich wieder bei Dir.
Habe eine Karte mit einer Anlage (Antrag auf Ausstellung eines Arbeitsbuches) vom Arbeitsamt Bonn erhalten. Dem Fürsorgeoffizier muß ein Irrtum unterlaufen sein. Der Antrag mußte beim Arbeitsamt Köln selbstverständlich gestellt werden. Jetzt habe ich die Schreiberei damit.
Wen meinst Du, den ich Sonntag angetroffen habe? Heinz Linden kam in Uniform. Heinz macht seine 1. Reserveübung, natürlich unfreiwillig. Er ist einfach gezogen worden und zwar zur Landwehr. Bis zum 20. August muß er in Wahn bleiben. Im Zivilberuf gefällt es ihm
ausgezeichnet. Er verdient nettes Geld. Er schwärmte wieder vom Rudersport. Die Germania ist dieses Jahr außerordentlich erfolgreich gewesen. 24 Siege. Im Augenblick der beste Verein Westdeutschlands. Ist Tante Stina nach Bornhofen? Sonst alles beim Alten!
Jetzt will ich Herrn Kirste auch noch einmal schreiben. Ich schreibe Dir hierüber.
Sonntag werde ich mich in der Sonne aalen und mein ganzes Zeug waschen. Bald schreibe ich Dir wieder.
Viele liebe Grüße und einen herzl Kuß von
Deinem Jungen
Viele Grüße an Alle.