Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 24. September 1937
Soest, den 24. IX. 37
Liebe Mutter!
Zuvor einen frohen Sonntagsgruß. Liebe Mutter, ich freue mich, dass der Tanz bald zu Ende geht. Nur noch 5 Tage. Im Stabsgebäude hat man einen Reservemann gebaut, man hört nur noch Reservelieder, kurz die echte Reservestimmung. Denkst Du auch an meinen Zivilanzug, am 30. muß ich ihn haben, sonst muß ich im Trainingsanzug nach Haus kommen. Ich binde mir ein Schild mit der Aufschrift: „Rund um Deutschland“ vor den Bauch, dann kann ich noch Geld sammeln. Also nichts für ungut, ich hoffe, daß ich die langersehnten Sachen bald bekomme. Für Deinen lieben Brief herzlichen Dank. Ich habe mich gefreut zu hören, dass Vater das Geld geschickt hat. Da bist Du doch wieder diese große Sorge los. Bald kommt Dein Junge, Ich habe Herrn Kirste auch geschrieben. Ich denke ich kann am 5. X. anfangen. Vorher muß ich ja noch zum Arbeitsamt, Wehrmeldeamt und der Polizei. Da wird ja Massenandrang sein.
Denn innerhalb von 3 Tagen müssen diese Gänge erledigt sein, sonst mache ich mich strafbar. Hoffentlich bleibt das Wetter so schön, dann könnten wir ja, wenn Du Zeit hättest, eine kleine Wanderung in’s Bergische machen. Riesig würde mich das freuen. Wie geht es sonst? Alles beim Alten?
Morgen wollen wir noch Pferdeaufnahmen machen, denn die im Manöver gemachten sind leider nichts geworden.
In den letzten Tagen hatten wir im Revier viel Arbeit. Von Allen mute Blut entnommen werden, zwecks Bestimmung der Blutgruppe. Sonst nichts Neues.
Es grüßt Dich in alter Frische und küßt Dich in Treue
Dein Junge.