Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 1. Februar 1941
1.2.41
Eben ist der Brief auf die Post. Und wenn mir nun noch was einfällt den Tag über, kriegst Du es im Telegrammstil zu wissen.
Es ist ausgeschlossen, daß ich Montag nach Bonn fahre. Ich hatte heute morgen 38,4. Dazu habe ich einen Bronchialkatharrh, und nun liege ich hier und rege mich auf und weiß nicht, was ich machen soll. Ich will heute nachmittag Engels anrufen, ob er ein Schreiben aufsetzt, aber der tut das bestimmt nicht. Kannst du mit Wiels Schreiben garnichts anfangen?
Gerhard Brand rief an. Er ist bei einer Scheinwerferbatterie in Schiphol. Er hat sich Deine Feldpostnummer geben lassen. Frau Unsoop hat einen Schlaganfall bekommen und Tulita hat den Fuß gebrochen.
Waren 11 Briefe auf einmal nicht zu viel? Und wirken sie in der Menge nicht quatschig? Sag mal, kann nichts passieren, wenn Du nicht rechtzeitig Urlaub bekommst?
Ich will nun ein bißchen schlafen, denn die Nacht habe ich vor Fieber bis 5 Uhr wachgelegen. Aber schlimm ist es nicht, nur langweilig.
Ich wiege jetzt 128 Pfund. Das geht doch.
Die Mu hatte doch den ollen französischen Maulwurfmantel für 60 Mk gekauft. Dannbach sagte, als er ihn sah, daß er immer noch 600.- bis 800.- wert sei. Neu kostet er 1200.-
Du, ich schicke Dir die ….. von damals mit. Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen und sagen, daß es bewilligt worden wäre, wenn Du nicht versetzt worden wärst und da steht doch auc die Dringlichkeit drin. Denn wenn E. nicht selber schreibt, wird es bestimmt zu spät und der Feldwebel kommt Dir zuvor.
Wolf. Schaup hat einen Sohn Jürgen bekommen. Die Gewerbesteuer wollte 900.- Mk haben. Ich habe wieder geschrieben.
Jetzt müßtest Du hier sein, dann machten wir uns einen gemütlichen Nachmittag. Ich lieg nämlich auf der Couch, auch nachts, weil es oben erbärmlich kalt ist.
Das Helga und Heidi gesund sind, beruhigt mich doch sehr. In einem halben Jahr will Moner aber, um ganz sicher zu gehen, die Probe wiederholen.
Hier gibt es jetzt zweimal abends in der Woche Buttermilchsuppe!!!
Ich habe eben Deinen lieben Hochzeitsbrief bekommen und schon fünfmal gelesen.
Ich habe eben mit Engels gesprochen. Ich soll gleich nochmal den Brief von damals tippen und nach Bonn schicken. Er wird sehen, daß es den Herrn erreicht, der es bearbeitet, denn er ist jetzt in Euskirchen. Ich hoffe, daß es Erfolg hat. Er meint, wenn er schriebe, das sei nicht zulässig.
Beruhige mich blos, ob durch die Verzögerungen nichts passieren kann.
Ich schreie mich hier tot und lebendig nach den Schreibsachen. Keiner hört. Ich bin so schlecht gelaunt, daß ich vor Wut schwitze.
Deine Lotti