Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 28. November 1941

                                                                                                                      den 28.11.41

Liebster Mann,

ich liege für einen Tag mit grippe hier auf der Couch, es ist aber nicht schlimm, weil ich sofort Tabletten genommen hatte.

Eben kam ein Brief von der Mu, mit einer schönen Nachricht. Sie schreibt:

Heute Mittag beim Essen sagte mir Hans, dass er für Harald eine Stelle hat als Prokurist bei Fritzen im Versicherungswesen für die Firma.

Ich sagte ihm: Er ist aber noch Soldat“, er darauf: „das macht nichts, die Stelle bleibt ihm.“ Lottichen, ich habe mich so gefreut, auch für Dich, denn dann habt Ihr ein gutes Einkommen und Du könntest Dich Deinem Haushalt widmen. Allerdings kämet Ihr nach Berlin oder Riga.

Was hältst Du davon? Wäre das etwas für Dich? Und Berlin oder Riga wäre Beides gleich schön. Willst Du Hans deswegen schreiben und ihm schreiben, dass ich es Dir mitgeteilt hätte? Und gesellschaftlich wäre doch die Stelle auch schön, oder nicht? Und als Prokurist wird ma ja wohl mehr verdienen, als bei irgendeiner staatlichen Stelle im Osten, meinst Du nicht? Und es ist heute so wie immer, dass man die guten Stellen im Allgemeinen durch Beziehungen bekommt. Siehe Theo im Osten.

Dann schicke ich Dir einen Brief der Stadt Wuppertal. Muss da was gemacht werden? Frau Engels schickte ihn mir auch ohne Kommentar.

100000 Küsse.   Deine Lotti.