Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 14. September 1944

14.9.44

Mein liebes Lottenkind,

Ich mußte heute Morgen zu Fuß zum Horst gehen, damit ich endlich wegen meiner Augen untersucht werde und eine neue Brille bekommen kann. Ich habe mir bereits in der Not für Mk 20,50 eine neuen Brille, allerdings nach altem Rezept gekauft, sehe aber garnicht ein, warum Vater Staat mir nach 4 Jahren nicht eine neue Brille stellen soll. Es wurden denn auch festgestellt, daß sich etwas geändert hat. Ich bin zur genauen Untersuchung nach Cottbus in das Augenlazarett überwiesen und werde nun nächster Tage dorthin brausen. Ich hatte gehofft, ich würde nach Dresden geschickt. Der Spaziergang war aber sehr schön durch die morgendliche Kühle. Wir haben in den letzten drei Tagen täglich Einsatz gehabt. Etwa 75 Abschüsse von 4mot.Bombern sind die Ausbeute. Eben kommt ein Kurier aus Gelnhausen, der erzählt, daß sein Zug beschossen wurde und auf der Strecke liegenblieb. Ich glaube daher, daß jeder fahrplanmäßige Zugverkehr im Westen aufhören wird. Hoffentlich beliefert Euch Frau Hüllen mit Kartoffeln. Seht lieber noch mal hin, damit Ihr die Dinger rechtzeitig in den Keller bekommt,

1000 liebe Küsse
Dein Harald