Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 9. November 1941

Mein süßes Lottenkind,

Ich trinke Bohnenkaffee, kaue Deine Kekse und denke an Dich. Ist das nicht ein schöner Sonntag! Dazu kommt, daß das Wetter gänzlich umgeschlagen ist. Es war heute wie im Frühling. Große Wolken, Sonne, linde Luft und… kein Sturm. Das ist ein ganz fremdes Wetter. Da findet man sich kaum zurecht. Nur bei Euch liegt Schnee!

Also jetzt zuerst mal recht herzlichen Dank für Dein liebes Päckchen. Leider war der Karton den Strapazen der Reise nicht ganz gewachsen, sodaß die Kekse bereits im Postsack gelandet waren. Ich ahnte den Zusammenhang und fand dann auch den Karton. Ich hoffe, daß der Verlust nicht groß war. Es waren immerhin auch eine ganze Menge und schmecken ausgezeichnet.

Deine Briefe, liebes Lotto, Sind mir immer wertvoll und wenn sie nur Haussorgen enthalten, denn schließlich bin ich doch ganz besonders für Deine Sorgen dar. Ich muss sie sogar wissen auch im kleinen, sonst geht mit der Zeit auch

der große Zusammenhang verloren und das darf doch unter keinen Umständen sein.Einen Brief von Heinz Schilling, den ich soeben beantwortet habe, lege ich bei.

Die Stellung des Vesdep in der Beitragsfrage finde ich etwas seltsam. Öbel wird doch sicher Verständnis aufbringen. Vielleicht einigt man sich auf die Hälfte. Mit 5 Mk pro Sem (?) werden die Unkosten für die Zeitung wohl gedeckt sein.

Hansi ist also in Danzig! Wie heißt denn ihre Anschrift. Der Abschied aus den Bergen wird ihr schwer gefallen sein, aber Danzig ist ein guter Ersatz. Mir hat die Stadt damals sehr imponiert.

Das Meer hat bei dem Sturm allerhand an Land gespült. Welche Tragödien mögen sich abgespielt haben, denen diese Sachen ihren seltsamen Weg zum Wangerooger Strand verdanken. Unter dem Strandgut war auch eine Kerze. Deine Kerzen sind aber trotzdem sehr gut am Platz. Grüße bitte die Mutter, die Kinder und Du bekommst einen recht, recht lieben Kuß. Dein Mann