Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 12. November 1943

12.11.43

Mein liebes Lottenkind,

Wenn ich daran denke, dass ich heute zu Hause aufwachen wollte und mir dabei noch aus dem Fenster das trostlose Regengrau ansehe, dann könnte ich verrückt werden. Wer weiß, wann es jetzt wohl klappt! Rufe bitte Kunz an, damit er nicht unnötig wartet und verstimmt wird. Es ist eben alles schwierig heute. Von Mutter bekam ich einen lieben Brief, den ich Dir demnächst mitschicke. Lass Du mich bitte auch nicht lange warten. Post ist das einzige, was tröstet. Lotti wie ist es mit der leeren Weinkiste für Pfalzwein-Jakob. Wir bekommen wohl niemals wieder Wein von ihm. Ob wir dieses Jahr Weihnachten wohl was zu trinken haben. Ich werde den Adler, Kreuschner, Voßler und Biederbick um je 1 Pulle anflehen müssen. Die Soldaten bekommen auch keinen Wein, aber im Offz.-Kasino sind sie fast jeden Abend blau. Die können auch rauchen am Tage mindestens 1 Packung. Ich bin mit meiner Karte schon seit Tagen zu Ende.

1000 liebe Küsse
Dein Harald