Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 8. April 1943

den 8.4.43

Liebster Mann!

Schachmatt wie eine Fliege bin ich (Hausputz), aber ein paar Worte bekommst Du doch. Hoffentlich finde ich noch die Karte mit der neuen Feldpostnummer, denn ich habe sie in dem Durcheinander verkramt. Gestern und heute kamen auch die beiden Pakete aus Stade, und für die hübschen Sachen, die zwischen der Wäsche lagen, danke ich Dir herzlich.

Warum musstest Du nun eigentlich nach Jever? Und kommen soll ich auch? Pappi, daran habe ich bis jetzt noch keinen Gedanken verschwendet, erstens, weil ich nicht weiß, ob Ihr in Jever bleibt, und dann, weil ich ja noch mit meinen finanziellen Unordnungen in die Reihe kommen will. Darüber wird es bestimmt Hochsommer. Und Im Juni kommst Du ja auch.

Jetzt fängst Du an, mir einen Floh ins Ohr zu setzen. Aber die Mu muss erstmal ihre 324,- Mk. haben, und wenn ich dann alles klar sehe, möchte ich gerne.

Kann ich dann wieder bei Carels wohnen? Schön wär's ja doch.

Heute und gestern hatten wir den tollsten Sturm seit langem. - Überall liegen Dachpfannen und Baumäste. Es war so toll, aber abends gemütlich.

Die verflixte Feder! Ich habe noch keine gefunden, die mir richtig in der Hand liegt. Auch bei dieser bleibe ich hängen. Ein Tintenkuli wäre das Richtige für mich. Ich finde die Karte mit der Feldpostnummer nicht. Wenn Du nun morgen schreibst, geht dieser Brief weg, sonst musst Du warten.

Ich habe Dich lieb, Pappi, aber
Deine Träume von Jever musst
Du wohl noch verpacken. Der Gedanke
ist zu frisch,

Din Lött