Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 25. März 1941

Bergen, den 25. III. 41

Mein liebes Lottenkind,

eben kommt Dein Sonntagsbrief, der mal wieder ganz entzückend ist. Er ist so plastisch, dass ich am liebsten die Zeit um 2 Tage zurückdrehen möchte und mich zu Dir und Jürgen und dem Forsythienstrauß ins schöne Wohnzimmer setzen und dem Frühlingsregen zusehen möchte. Ich bin in eine richtig gemütliche und frohe Stimmung gekommen durch Deinen Brief.

Das Ilse und Frau Angelkorte kommen, freut mich, grüße Sie bitte von mir. An Theo will ich nun auch schreiben, der Arme hat lange nichts mehr von mir gehört.

An Pützens habe ich noch nicht geschrieben. Die Fleischmarken kann ich nun doch nicht schicken, wir bekommen nämlich keine mehr und da muss ich meine halten für vorkommende Fälle, wenn ich mal ausgehen will. Kleiderkarte bekomme ich auch keine. – Schweinerei –

der Film, in dem ich war hieß „Operette“ von W. Forst. Es war aber ganz und gar keine Meisterleistung, dagegen war in der Zwischenzeit ein

sehr gutes Varieté, die Ufa-Palette hier. Ich saß an einem Nachmittag im „Ode-Prinz“ bei einer Tasse Kaffee. Das Lokal war leer plötzlich kamen 2 sehr elegante Damen herein. Sie waren Deutsche. Bald war eine Unterhaltung im Gang über Gott und die Welt. Es war sehr nett. Mich interessierte, wie Reichs- deutsche nach Holland kämen. Sie sagten es aber nicht. Dass es keine Tipsen(!) waren, merkte ich sofort. Ich bekam nichts heraus. Als ich nach Hause kam erfuhr ich, dass abends eine Varietévorstellung sei. Ich ging hin und wer waren meine Bekanntschaften - - Anneliese Uhlig und Rotraut Richter.

Sind noch keine weiteren Pakete von mir eingetroffen, bestätige sie bitte sofort. Gefällt dir der Kragen und das Deckchen? Soll ich noch mehr von kaufen, es gibt auch größere Deckchen. Da sie nicht mehr eingeführt werden, wird es sie bald nicht mehr geben.

Es grüßt Dich herzlich   Dein Harald