Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 22 März 1942

22.3.42

Mein liebes Lotting,

Also ist nun der Sonntag auch rum, und ich habe noch ein klein bißchen Energie übrig, um Dir einen Brief zu schreiben, obgleich mir der Ansporn durch Post von Dir fehlt. Der Nachtdienst ist einigermaßen ruhig verlaufen, trotzdem bin ich müde, denn die Nacht ist doch erheblich kürzer als sonst. Um 2 Uhr habe ich mich auf die Coutsch gelegt und bin nur 2 mal geweckt worden. Heute Vormittag war Horstkino. Es wurde der Film „Männerwirtschaft“ spielt und ich glaube, daß er Schuld an meiner guten Laune ist. Ich habe mich nämlich königlich amüsiert. Kennst Du ihn? Wenn nicht, dann laß ihn Dir nicht entgehen wenn Du ihn irgendwo erwischen kannst. Heute Mittag gab es eine weitere Überraschung, es gab Gurkensalat. Wo nehmen Sie bloß jetzt Gurken hier? Ich habe mich auf jeden Fall delektiert. So kleine Freuden machen hier den Sonntag aus und wenn man es versäumt, sich darüber zu freuen, dann ist der Sonntag genauso grau und farblos wie alle anderen Tage auch.

Ich werde hier wohl jeden Tag Nachturlaub bekommen, wenn Du hier bist. Der netteste Kamerad, der hier ist und von dem ich Dir auch schrieb, hat mir versprochen, mir den Nachtdienst abzunehmen. Ich werde wahrscheinlich erst später kommen können als in Husum, dafür aber nicht um 10,30 Uhr wegbrauchen. Morgens fahre ich dann mit dem Omnibus wieder zum Horst. Ich bringe Dir dann Bücher mit, damit Du am Tag etwas Unterhaltung hast. Du kannst dann ruhig lesen und spazieren gehen, Dich also richtig erholen und abends sind wir dann zusammen. Dann können die Tage so grau sein, wie sie wollen, der Abend wird dann immer schön sein.

Ich lege den Brief von Julius, den ich gestern noch beantwortet

habe bei. Ich merke jetzt doch, daß ich müde bin. Ich werde jetzt um den Sonntag würdig zu beschließen, noch duschen und dann in der Falle verschwinden.

Gute Nacht und 1000 liebe Grüße und Küsse
Dein Mann