Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 30. Oktober 1943

30.10 43

Mein liebes Lottenkind,

Dein Brief mit den 5 Mk ist soeben angekommen. Er ist über 3 Tage gelaufen. Ich danke Dir schön. Vorläufig brauche ich nicht mehr, denn am 1. gibts ja wieder Geld, aber wenn der Urlaub kommt musst Du mir wohl etwa 15 Mk Reisegeld schicken. (Unleserlich) hat mir noch nicht geantwortet. – Jetzt, wo ich so langsam meine während des Urlaubs aufgelaufenen Briefschulden abtrage und als ausgiebiges Thema meinen Urlaub beschreibe gehen all die schönen Bilder nochmals sehr plastisch an meinem Inneren vorüber. Wenn es auch Geld gekostet hat, so ist doch ein unverlierbarer Besitz dafür eingehandelt worden, oder möchtest Du die Erinnerungen an den Heiligenberg und Melsungen, an die Wanderung in den Knüll und nach Nassenerfurt und an Marburg missen. Es war alles so unkriegerisch und ausgeglichen, so ohne Missklang. Ich kann kaum begreifen, dass ich heute vor einem Monat noch zu Hause war. Die Einzelheiten stehen noch sehr plastisch vor mir, aber das Ganze ist doch schon weit in die Vergangenheit gerückt. Nun lauere ich schon wieder auf den neuen Urlaub. Gaiser fährt auch, hoffentlich macht mir das keinen Strich durch die Rechnung. Diese 2-3 Tage, die dabei herausspringen, müssen wir ganz konzentriert leben. Der Haushalt muss dann eben mal zurückstehen. Hoffentlich schreibt (unleserlich) noch rechtzeitig.

1000 liebe, liebe Grüße
Dein Harald