Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 22. Januar 1942

den 22. 1.42  

Mein liebes Lottenkind,

ach Du ahnst es nicht, wie es uns hier geht. Wir haben seit 2 Tagen etwa 18-23° Kälte je nach Tageszeit und dazu Oststurm mit Stärken von 8-11. Der Sturm nimmt die letzte Wirkung der Öfen einfach weg, wir sind stocksteif gefroren. Nachts kriechen wir mit fast allen Brocken und Kopfstützen in die Betten, stehen 2-3mal auf um den Ofen nachzuheizen und frieren trotzdem

gottsjämmerlich. Wasser haben wir immer noch nicht, durch das schlechte Wetter sind wir auch vollkommen abgeschnitten,sodaß wir auch keine Post bekommen. Hoffentlich wird es bald anders hier, sonst wird die Gemütlichkeit doch langsam auf. Ich habe mir auch gestern das Paket von der Post ge-

holt, der Pullover ist ja reichlich dünn wie die windige Ecke hier, aber es ist doch wenigstens ein zusätzliches Kleidungsstück. Ich danke Dir herzlich für die Übersendung. Es fehlen aber leider die Bilder um die ich bat. Wenn Ihr mal wieder Brot schickt, dann bitte Schwarzbrot von Stendebach (=lokaler Bäcker) und nicht Vollkornbrot von Biederbick. Solches Brot kann ich hier auch bekommen. Hoffentlich ist mein Päckchen jetzt auch angekommen unsere Finger sind zu steif, ich kann nicht mehr schreiben, sie tun richtig weh. Irgendwo liegt sicher auch Post für mich, vielleicht kommt sie wieder alle auf einmal, wenn wieder mal ein Flugzeug starten kann.

                       1000 liebe Grüße                           Dein Harald