Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 10. März 1943

den 10.3.43

Liebster Mann!

Jetzt laufen die Tage wieder im alten Gleichmaß, und es ist beinahe, als ob der Urlaub gar nicht gewesen wäre. Wenn man eben nicht die Erinnerung hätte. Anderseits kommt es mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich Dir zum letzten Mal an Deine Feldpostnummer geschrieben habe. Später, wenn der Krieg lange vorbei ist, wird er uns vielleicht doch kurz vorkommen, weil er in der Erinnerung auf die kurzen Urlaube zusammenschrumpft, und dann heißt es; Weißt Du noch, im ersten Weihnachtsurlaub, in Husum, in Jever, als Du in das Salzkammergut fuhrst usw. – Jetzt kommen wieder andere Interessen, z.B. der Frühjahrputz. Es ist blos immer noch etwas kalt um in den ungeheizten

Räumen zu arbeiten. Schieben wir ihn also noch auf.

Frl. Carthaus vom Landratsamt rief heute an und wollte zu Fertigstellung der Bezahlung wissen, ob das Darlehen, dessen Zinsen gezahlt werden sollen, für geschäftliche oder private Zwecke gegeben sei. Ich habe gesagt für private, denn geschäftliche würden nicht ersetzt, sagte sie. Hattest Du bei der Steuer auch angeben müssen wofür sie waren? Nicht, dass wir beim Finanzamt geschäftliche angeben und beim Landratsamt private. Wie ist es nun richtig?

Hast Du Dich einleben können. Oder ist es wieder schwer geworden? Deswegen kannst Du doch schreiben. Auch dieser Urlaub hatte seine schönen Stellen, die des Erinnerns wert sind, meinst Du nicht? Manchmal sind es während des Urlaubs völlig übersehene Kleinigkeiten, die in der Erinnerung wachsen und zum Wesentlichen einer Urlaubserinnerung werden.

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Liebe Din Lött.