Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 29. August 1941

Husum, den 29.8.41

Mein liebes Lottenkind,

Die Herrlichkeit hier ist zu Ende. Wir verlegen sofort nach Jever (b. Wilhelmshaven). Das ist aber auch lediglich Zwischenstation. Demnach scheint es ja wieder nach dem Westen zu gehen, aber wer weiß das. Ob ich nun die nächsten Tage zum Schreiben komme, ist sehr fraglich. Du schreibst aber doch, nicht wahr! Die Feldpostnummer bleibt die gleiche. Wilhelm hat Glück, daß er gerade noch weg ist. Zurückholen werden sie ihn wohl nicht. Was nun aus meinem Urlaub wird das weiß keiner. Hoffentlich bekomme ich ihn von Jever aus. Die Ungewißheit ist scheußlich, denn ich giebere doch sehr nach Dir. Es ist mir als wärst Du weggelaufen und ich könnte nicht hinter Dir her. Alle Wanderungen mit ihren Schönheiten können mich nicht mehr ausfüllen und machen mich nicht mehr wie einst froh. Ich bin überall nur halb dabei. Die andere Hälfte ist bei Dir. Das gute Wetter hat auch nur 2 Tage angehalten, aber ganz herrliche Wolkenbilder habe ich in der letzten Zeit gesehen. Es brodelt und quillt grau und weiß durcheinander. Zwischendurch huscht auch schon mal ein flüchtiger Sonnenstrahl über das weite Meer. Ich habe Dir ein Heide -Sträußchen gepflückt, ich will mal sehen, wie ich es nach dort bekomme. Helgas Geburtstagsbrief will ich auch gleich schreiben, Ihr könnt ihn ja dann zurückhalten; aber wenn ich es jetzt nicht mache, komme ich wahrscheinlich nicht dazu.

Schreib mir bitte, ob der Kaufpreis vom Haus Wilhelmstr. 14 genehmigt wird und welche Abgaben von der Mu verlangt werden. Gibt die Mu nun auch Tante Klara zurück? Kann sie uns was pumpen? Hoffentlich ist sie (=die Mu) nicht schon in Stettin, denn dann sehe ich schwarz. Sieh mal zu, ob Du was erreichen kannst. Es wäre sehr schön und beruhigend.

Den Film behalte vorerst mal in G.(odesberg), Dann kann ich mal ein paar nette Familien- und Kinder- Aufnahmen machen.        

Es grüßt und küßt Dich recht lieb und innig      
Dein Harald