Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 18. Februar 1941

18.II. 41

Liebes Lottenkind,

Es ist gegen 3:00 Uhr und Ihr werdet wohl gerade den Onkel Emil beerdigen. Ich bin in Gedanken bei Euch. Welch ein Segen, dass er nicht noch die schreckliche Krebskrankheit hat durchmachen müssen. Wo wird er denn beerdigt?

Trudchen ist ein ganz famoser Mensch, mit Geist und Herz, das habe ich immer schon gespürt , und wenn sie keine hervorragende Hausfrau sein sollte, wovon ich mich auch erst überzeugen müsste, so wiegen ihre Vorzüge diesen Nachteil sicherlich voll auf.

Ja, ja, die Schwiegermütter und die eigenen Mütter, sie meinen es ja so gut und können nie begreifen dass ihr Kind eines Tages doch mal ein selbständiger Mensch geworden ist und sich eigene Gedanken macht. Die Jahre bringen ja auch schließlich neue Erkenntnisse und man beleuchtet heute die Zimmer mit el. Licht und nicht mehr mit der Petroleumlampe.

Liebes Lotting, ich weiß, dass Du es manchmal verteufelt schwer hast und rein aus der Haut fahren möchtest. Ich bin Dir deshalb von Herzen dankbar, dass Du Dich so beherrschst. Ich weiß nicht, ob ich es könnte, aber wie schrecklich wäre es, wenn der häusliche Frieden ernsthaft gestört würde. Wie würden nicht nur wir Erwachsenen, sondern wie würden erst recht die Kinder darunter leiden, wenn sie merkten, dass sich die Großen nicht lieb hätten. Deswegen rechne ich Dir deine Geduld und Diplomatie sehr hoch an. Es freut mich richtig, dass Du sogar der ganzen Sache noch mit etwas Humor gegenüberstehst und sogar den Müttern noch gerecht wirst. Dafür bekommst Du einen extra lieben Kuss.

So, nun geht es mit Schreibmaschine weiter. Warum sollst Du nicht auch mal einen Brief mit Maschinenschrift bekommen. Es ist eine ganz neue Olympiamaschine, die mir anvertraut worden ist. Ich muss mich mächtig tummeln, um den Ansprüchen gerecht zu werden, die hier an das Schreiben gestellt werden.

Es muss alles sehr sauber aus sehen und es dürfen um Gotteswillen keine Tippfehler drin sein. Ich werde auf diese Weise auch sehr kritisch, und Du musst Dich später höllisch vor mir inachtnehmen (!) (Harald meint Lottis Tätigkeit als Hilfe in seinem Büro.) Ich merke hier aber auch, wie angenehm ein saubergeschriebener Brief gegen einen unordentlichen auffällt.

Auf der anderen Seite habe ich aber auch einen viel größeren Respekt vor dem Maschinenschreiben bekommen.

Es steht nun fest, dass wir am kommenden Freitag nach Bergen umziehen. Mir streuben (!) sich schon die Haare, wenn ich an diesen Auszug der Kinder Israel denke. Mit Sack und Pack und sämtlichem Gerät geht es in Lastwagen hier weg. Hoffentlich ist es nicht so kalt wie bei meinem ersten Umzug nach hier. Damals habe ich mir beinahe die Beine abgefahren.

Heute wimmelt es hier von großen Transportflugzeugen. Es war ein interessantes Bild, wie sie in großen Schwärmen ankamen. Ich glaube sie sollen Material nach Italien bringen.

Was sagst Du denn zu unseren Bundesgenossen. Die kriegen ja in Afrika Schläge nach Zählen. Es ist mir einfach unerklärlich, wie die Brüder so überrascht werden konnten. In der Wüste kann man doch keine Truppen verstecken. Es gibt doch schließlich noch so etwas wie eine Luftaufklärung. Das kostet wieder deutsches Blut bis das alles wieder korrigiert ist. Den Bundesgenossen haben sie ja ganz gehörig gerupft. Ich schätze, dass er so etwa 100.000 Mann dabei verloren hat.

Von Bergen hoffe ich dann bald in Urlaub zu kommen. Heute muss Uffz.Lucht wiederkommen. Von einem Arbeitsurlaubsgesuch ist hier noch nichts zu sehen. Der heilige Bürokratius arbeitet mal wieder vorbildlich.

Gestern habe ich nach langem beschwerlichen Suchen endlich Gerhard Brandt aufgefunden. Er liegt mit seinem Werfer auf freiem Feld in einem unvorstellbaren Dreck. Ich traf ihn, nachdem mich der Posten beinahe totgeschossen hätte, weil ich das Kennwort nicht wusste, in einem verblüffenden Aufzug. Über einer schwarzen Kombination hatte er einen langen Wachtmantel, der bis auf die Erde ging. Er trug schwere holländische Holzschuhe. Rauchte eine dicke Zigarre und hat-

So, nun geht es mit Schreibmaschine weiter. Warum sollst Du nicht auch mal einen Brief mit Maschinenschrift bekommen. Es ist eine ganz neue Olympiamaschine, die mir anvertraut worden ist. Ich muss mich mächtig tummeln, um den Ansprüchen gerecht zu werden, die hier an das Schreiben gestellt werden.

Es muss alles sehr sauber aus sehen und es dürfen um Gotteswillen keine Tippfehler drin sein. Ich werde auf diese Weise auch sehr kritisch, und Du musst Dich später höllisch vor mir inachtnehmen. Ich merke hier aber auch, wie angenehm ein saubergeschriebener Brief gegen einen unordentlichen auffällt.

Auf der anderen Seite habe ich aber auch einen viel größeren Respekt vor dem Maschinenschreiben bekommen.

Es steht nun fest, dass wir am kommenden Freitag nach Bergen umziehen. Mir streuben (!) sich schon die Haare, wenn ich an diesen Auszug der Kinder Israel denke. Mit Sack und Pack und sämtlichem Gerät geht es in Lastwagen hier weg. Hoffentlich ist es nicht so kalt wie bei meinem ersten Umzug nach hier. Damals habe ich mir beinahe die Beine abgefahren.

Heute wimmelt es hier von großen Transportflugzeugen. Es war ein interessantes Bild, wie sie in großen Schwärmen ankamen. Ich glaube sie sollen Material nach Italien bringen.

Was sagst Du denn zu unseren Bundesgenossen. Die kriegen ja in Afrika Schläge nach Zählen. Es ist mir einfach unerklärlich, wie die Brüder so überrascht werden konnten. In der Wüste kann man doch keine Truppen verstecken. Es gibt doch schließlich noch so etwas wie eine Luftaufklärung. Das kostet wieder deutsches Blut bis das alles wieder korrigiert ist. Den Bundesgenossen haben sie ja ganz gehörig gerupft. Ich schätze, dass er so etwa 100.000 Mann dabei verloren hat.

Von Bergen hoffe ich dann bald in Urlaub zu kommen. Heute muss Uffz.Lucht wiederkommen. Von einem Arbeitsurlaubsgesuch ist hier noch nichts zu sehen. Der heilige Bürokratius arbeitet mal wieder vorbildlich.

Gestern habe ich nach langem beschwerlichen Suchen endlich Gerhard Brandt aufgefunden. Er liegt mit seinem Werfer auf freiem Feld in einem unvorstellbaren Dreck. Ich traf ihn, nachdem mich der Posten beinahe totgeschossen hätte, weil ich das Kennwort nicht wusste, in einem verblüffenden Aufzug. Über einer schwarzen Kombination hatte er einen langen Wachtmantel, der bis auf die Erde ging. Er trug schwere holländische Holzschuhe. Rauchte eine dicke Zigarre und hat

ja jetzt der älteste Mann in der Familie, wenigstens in unserem Stamm. Dass das Bild von Melsungen das bei Onkel hängt uns gehört, wisst Ihr ja. Er hat auch, glaube ich, Bücher von uns noch gehabt. Den alten Anzug von Vater nehmt bitte auch wieder an Euch. Ich werde ihn mir umändern lassen, da ich unbedingt noch einen anständigen Anzug fürs Büro brauche. Der gestreifte Schwarze, den ich so gern getragen habe, ist sehr schlecht und dünn geworden.

Die geschäftlichen Sachen, mit denen Du nicht fertig wirst, lass getrost bis zu meinem Kommen liegen. Was aber weggearbeitet werden kann, das tue bitte, damit wir nicht den ganzen Urlaub mit Geschäftskrampf zu tun haben.

Ist es nicht seltsam, mein liebes Lotting, dass wir beide an ein und demselben Tage von Spaziergängen ins Gebirge geschrieben haben. Ich denke sogar noch weiter und schrieb deshalb das mit dem Rad. Ob das wohl klappt?

Sage bitte nicht allen Leuten, dass ich komme, sonst stürzt sich die Meute (Dürhold) auf mich und stiehlt mir die Zeit..

So nun weiß ich wirklich nichts mehr.

Herzlichsten Gruß und 1000 Küsse

Dein Harald

Harald meint Lottis Tätigkeit als Hilfe in seinem Büro.