Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 10. September 1941

den 10.9.41

Lieber Harald!

Eben rief das Postamt bei mir an und teilte mir mit, dass ich den schwarzen Koffer wieder abholen kann. Die Feldpost hat die Annahme verweigert, weil nur kleine Päckchen befördert, werden. Also musst Du sehen, dass Du dort etwas bekommst, wo Du Deine Sachen reintust.

Heute morgen war in meiner Abwesenheit Alex Esser hier und wollte Dich besuchen und Dir sagen, dass wir ja noch Geld von ihm zu kriegen hätten. Da er im Ausland ist, wollte er uns dafür schicken, was wir haben wollten. Er hat seine Adresse hier gelassen. Wenn Du kommst, kannst Du ihm ja schreiben. Wünsche hätte ich ja natürlich, und die würden dann nichts kosten. Sonst ist nicht viel Neues. Es regnet, aber das ist ja in den letzten Wochen etwas Altgewohntes.

Wittersheims habe ich auf Bitten der Firma nochmal geschrieben. Die Firma ist mit einer Räumungsklage jetzt einverstanden. Frau Bürgermeister Zeck hat die Möglichkeit, einen neuen Ofen zu bekommen und war heute morgen da und fragte erst, ob die Mu ihr den Kamin verkaufen wolle, den hätte sie nämlich lieber. Ich habe verneint. Sollen wir den Kamin vorläufig zu uns stellen? Wurde er irgendwohin passen? Vielleicht in unser Esszimmer? Dann könnte der Brikettofen vielleicht ins Büro und das kleine Öfchen in Mutters Zimmer. Sie hat sowieso schon immer über den alten, der so viel Platz dort oben wegnimmt, geschimpft. Was meinst Du? Frau Zeck hatte den Ofen wunderbar hergerichtet.

Ist Dr. Lichtschlag wieder da? Und kommst Du bald? Ich freue mich so.

Viele Küsse, Deine Lotti

Helga hat heute von Tante Thea ein Buch bekommen: Hans Huckebein, der Unglücksrabe. Die Mu meint, sie könne sich, wenn etwas draus würde, später in Stettin ein Haus kaufen, in das wir dann ziehen würden.