Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 30. November 1941

den 1.Advent 1941

Lieber Mann!

Sonntagmorgen und der erste Advent. Darum sollst Du einen Brief haben, allerdings ohne lange Schilderung. Ich schreibe diesen Brief nur mit Mühe und kann es auch nur, weil ich einen Finger brauche. Ich hatte mir Anfang der Woche die Sehne an der rechten Hand verzerrt, habe trotz Schmerzen weitergearbeitet und seit gestern nachmittag ist es aus, rite aus. Es scheint eine Sehnenscheidenentzündung zu sein. Ich bin unfähig, mit der rechten Hand etwas zu tun, genau wie Thea, und will morgen zum Arzt. Klavierspielen kann ich auch nicht. Ich hoffe nur, dass ich wenigstens die Briefe an Dich weiterschreiben kann.

Das konnte ich vor Weihnachten gerade brauchen. Kuchenbacken ist auch nicht mehr. Ich hoffe nur, dass es nicht wie bei Thea vier Monate dauert. Der Milchmann Hoffmann sagte mir, dass er auch Monate damit zu tun gehabt hat. …

10000 Küsse Din Lött. Ich hätte Dir gerne einen wunderschönen Brief geschrieben, zumut ist mir danach. Denk ihn Dir.

Ich habe in das Fresspaket nur ein Päckchen Zigaretten getan, weil Du pakete von Thea, Hansi, Lenchen, Kruschner, Bussmann bekommst, die sicher alle Zigaretten schicken. Ottos haben auch 10 Päckchen Zigaretten drin. Und ich kann nicht so viel sammeln, weil ich nur alle 4 Tage 5 Stück bekomme!

Ich habe noch zwei Päckchen, die bekommst Du dann später.