Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 10. Februar 1941

Sch., den 10.II.41

Mein süßes Frauchen,

Ich bin die letzten Tage nicht zum Schreiben gekommen, da ich als vor Kommando für unsere Verlegung nach Bergen musste. Ich fand heute 3 Briefe von Dir hier vor und freue mich herzlich, dass es Dir besser geht. Das Arbeitsurlaubsgesuch wird ja nun wohl zu spät kommen. Ich rechne nun damit, dass ich so etwa am 25. hier bzw. von Bergen wegfahren kann. Für unsere Steuererklärung reicht das. Trage bitte das Ausgaben (-) und Einnahmenbuch so nach, dass bis zum 31.XII. 40 alles eingetragen ist und addiere auf (aber richtig!!), Das spart mir viel Arbeit. Dann (unleserlich) bitte die Steuermappe, dass ich die Erklärungen vom vergangenen Jahr gleich finde und kaufe Formulare für dieses Jahr, weil ich Duplikate brauche. Dann ist alles in 2 Tagen fertig. Vielleicht kannst Du auch schon die Einnahmen und Ausgaben auseinanderziehen, dass ich angeben kann, wie viel ich durch Immobilien und Versicherungen und Verwaltungen verdient habe, und was ich an Einkommen, Umsatz-und Gewerbesteuer, was an Zeitungsanzeigen, Bürobedarf, Porto, Telefon, Miete u.s.w. Ausgegeben habe. Aber sauber und genau untereinander, damit man addieren kann. Du findest in der Steuermappe Anleitungen aus den vergange-

nen Jahren.

Wegen Engels mache ich mir keine Gedanken. Mehr Interesse wie er selbst brauchen wir auch nicht zu haben. Ich kann eben nicht, wie ich will. Basta.

Gerhard Brandt hat sich noch nicht gemeldet. Schade, ich hatte mich schon sehr auf ihn gefreut.

Hier ist seit gestern richtiger Frühling. Die Sonne hat heute herrlich geschienen und mich recht von innen heraus vergnügt gemacht. Es war aber auch bitter kalt und erbärmlich glatt. Ich musste einige Kurierfahrten im Beiwagen eines Motorrads machen. Ich bin dabei nicht nur beinahe erfroren, sondern wir haben auch die Haare zu Berge gestanden. Die Kraftfahrer fahren ja dem Teufel den Schwanz ab. Unter 80 Sachen tun sie es nie und dann die Glätte. Einmal als wir plötzlich ausweichen mussten, sind wir auf den Kanal rausgerutscht. Gott sei Dank, war er fest zugefroren. Dabei lachen die Kerle noch. Sie freuen sich, dass ich so schwer bin. Dann läge das Rad gut auf der Straße, sagen sie und hauen ab..

In Bergen habe ich Ernst Hildebrandt getroffen. Er sprach sehr pathetisch von Euerem Telefongespräch. Deine 10 Mk habe ich bekommen, hab herzlichen Dank dafür. Ich habe jetzt die ersten 4 Pakete weggeschickt. Hoffentlich kommt die Butter gut über. An Frau v. Salvini schreibe ich gleich. Schicke bitte jetzt keine Bücher mehr. Ich nehme mir welche aus dem Urlaub mit. Pfarrer Grashoff kannst Du vorbereiten, indem Du die Ausgaben aufschreibst und feststellst, seit wann Strengers die 10 Mk Miete abziehen (lass Dir bitte ihr Mietbuch zeigen und notiere es Dir. Dann stelle fest was Wolframms zuletzt bezahlt haben (nach Mietbuch) und bitte ihn dringend, den Abzug schriftlich zu begründen. Ich bitte ihn schon (Rand) seit vielen Monaten darum. Wir müssen doch einen Beleg haben. So nun weiter gute Besserung. Rappelt dich nicht zu früh auf, sonst dauert es noch mal so lang. Einen herzlichen Kuss. Dein Harald