Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 9. September 1941

9.9.41

Liebes Lottenkind,

was ist los! Ich bin jetzt schon außer der Karte von Dreesen 4 Tage ohne Post von Dir. Übrigens, ehe ich es vergesse, wir haben mal wieder eine neue Feldpostnummer, sie lautet L00343 Lg. P.A. Hamburg 1.

Lotting, ich hoffe nun am 16.9. Urlaub zu bekommen. Ich habe ihn auch dringend nötig. Sehr viel Arbeit und dazu den fickrigen Adjutant, der alle Arbeit verdoppelt. Naja ich kann mich ja nun bald erholen. Hoffentlich.

Wir haben hier seit einigen Tagen Windstärke 6-8. das Meer ist wundervoll.

Eben lese ich den Lagebericht vom 9.9., Da steht ja auch wieder Bonn und Oberkassel drin. Ihr Armen! Schlimm muss es in Kassel sein. Es heißt da mehrere 100 Sprengbomben und über 10.000 Brandbomben. 50 Wohnhäuser zerstört. Großbrände in einem Reservelazarett, einer Waggonfabrik, im Hauptbahnhof, einer optischen Fabrik, der Landesbibliothek und um das Polizeipräsidium. Sämtliche Fernsprech- Licht- und Wasserleitungen zerstoert. Im Osten ist der Kampf auch sehr hart geworden. Der Russe wehrt sich, wie bisher kein anderer Gegner. Hier prallen nicht nur 2 Heere sondern auch2 Ideen aufeinander.

Hoffentlich kommt der Kaffee bald, sonst weiß ich nicht, wie ich meine Brocken hier weg kriegen soll. Denzau hat mir für 52 Mk Zeug besorgt, die ich auf der Heimreise in Jever abholen.                         Viele, viele liebe Küsse                             Dein Harald.

Über Helgas Geburtstag habe ich noch nichts gehört.