Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 10. März 1941
den 10.3.41
… und jetzt bist Du weg. Es hat keinen Zweck, Dir zu erzählen, wie jämmerlich mir zu Mut ist, denn schließlich würden wir beide es uns anders nicht wünschen. Ich. habe mir meinen weißen Kittel angezogen und habe im Haus zugegriffen, aber es ist nicht das Richtige, und ich bin wie im Traum. Ach, ich will versuchen, Dir eine immer bessere Frau zu werden, aber es hapert ja überall.
Helgas und Heidis Abschiedsschmerz war ja schnell überwunden durch Kaffee und Kuchen, und jetzt wandern alle vergnügt ins Bett. Die Umsiedlung von Jürgen und Mu in unser Schlafzimmer ist auch wieder vollzogen, und nun wird bald wieder alles beim Alten sein, und die Post wird dann wieder das Hauptmoment am Tage bilden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du weg bist. Ich meine, wenn ich jetzt aus dem Zimmer gehe, müsstest Du mir irgendwie entgegenkommen.
Heute vor vierzehn Tagen, dreiviertel Stunden später, bekam ich Dein Telegramm aus Emmerich. Wo sind bloß die ganzen Tage geblieben? Ich habe das Vorbeigleiten der Zeit noch nie so deutlich empfunden wie dieses Mal.
Ach, Lieber, Liebster!
Deine Lotti.
Dein Kind.