Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 28. März 1941

den 28.3.41

Mein lieber Mann,

Es ist kurz vor dem Abendessen und ich schreibe Dir heute einen Brief in einem weißen Umschlag. Ich will Dich aber nicht anführen, weil Du auf den blauenn immer wartest. Lediglich weil ich nun ein paar Tage mit der Hand schreiben muß und nicht auf dem Schreibmaschinenpapier schreiben kann. Übrigens hab eich eine schreckliche Schrift. Ich ärgere mich und will anders schreiben, aber sie wird so.

Ein verregneter Samstag, aber einer, der an Tante Grete erinnert. Ich habe Pudding gekocht, einen Kuchen gebacken.. Dann haben wir alle Kinder gebadet und im Bett haben sie dann Quarkcreme mit Butterbrot bekommen. Wie ich das tablett in der Küche mit all den Glasschälchen und Löffelchen fertigmachte, sah es aus, wie für ein Kinderheim. So viele sind es beinahe. Heute abend (ich habe mich heute tüchtig müde gerannt) lockt oben „Das Reich“ und eine Zigarette. In der Zeitung ist ein Artikel über Jugoslawien. Der ist wohl überholt.

Aber ich bin mit der hand so ungeschickt. Meine Schreibmaschine fehlt mir doch sehr. Als ich sie heute morgen nach Bonn bringen wollte, traf ich in der Elektrischen Herr Lalm, der mir anbot, sie mitzunehmen. Sie ist auch brav mitgegangen.

Ich weiß heute nicht viel.

                                                                                                                             Sonntag

Jeden Tag ist die Freude gleich groß, einen Brief zu bekommen. Ich lese jeden Brief ein paar Mal. Die Einteilung ist mir schon recht. Und wenn Du die Bücher führen willst, ist mir das sehr lieb. Du machst es doch bedeutend ordentlicher als ich.

Wenn nicht mehr in Holland ist, schicke lieber, was Du bekommst, uns. Auch Wolframms gebe ich von der Schokolade nichts ab. Höchstens gebe ich Gerbers etwas Kaffee, wenn es geht, damit wir alles verrechnen können.

Ursel brüllt.. Klaus hat sie „gebeißen“. In ihr kleines dickes Beinchen.. Helga und Heidi wollen in den Kinder-Gottesdienst. Es ist ein gewaltiger Aufbruch.

Tröste Dich mit dem kurzen Brief und warte, bis die Schreibmaschine repariert ist. Dann werden sie länger. Die Päda Lapelle habe ich vergessen, weil ich nicht drin war. Ich hatte Kränzchen.

Viele Küsse.
Deine Lotti