Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 30. März 1941
den 30.3.41
Mein liebster Harald,
ach, wie gerne hätte ich meine liebe, gute Schreibmaschine. Grässlich langsam kommt man mit der Feder voran.
Heute bekam ich Deinen lieben Brief, Ich habe Dich sehr lieb, und ein Brief rangiert bei mir vor einem Paket, und davon kamen heute vier. Der Kragen und die Manschetten aus Brüsseler Spitzen sind entzückend. Du hast es ganz reizend ausgesucht. Und vielen Dank für die beiden Löffelchen. Jetzt habe ich 11. Die Garnitur kommt auf mein schwarzes Kleid.
Mit Deinem Brief kam einer von Schüllens. Julius und Annemarie fragen, wo Du steckst. Du hattest Dein Kommen angemeldet, und dann hätten sie nichts mehr von Dir gehört. Karnickel, Du musst ihnen aber schreiben. Grüße sie bitte von mir. Sag ihnen, ich schreibe bald. Dann kam ein Brief von Heinz Schilling, der Dir auch schreiben will. Und zum Schluss einer von unserer guten Änne.
Heute kam schon das Geld vom Familienunterhalt. Ich habe alle Verpflichtungen erledigt.
Ins Unreine habe ich die Verwaltungsabrechnungen außer Rau & Mathieu schon gemacht. Da warte ich noch auf den Eingang aller Zahlungen. Frau Klein hatte mir fest die Miete ver-sprochen. Auch Finette hat sich nicht gerührt. Kaffern!
Wenn es doch nicht so kalt wäre. Ich friere sehr ungern.
Heute war ich sehr faul. Ich bin von der Stadt aus zu Frau Holtmann gegangen und da hängen geblieben. Frau Holtmann freut sich sehr, wenn einer kommt. Sie erzählt so gerne und hört so gern Neues. Ich hatte ihr aus der Zeitung ´Das Reich´ die Besprechung eines Romans gebracht, den ein Guatemalteke geschrieben hat. Sie kennt den Schriftsteller und seine Familie. Ich glaube, in diesen südlichen Ländern sind sie eine große Familie in den oberen Schichten.
Was wird wohl mit Jugoslawien?
Frau Holtmann fragt, ob Du ihr Schuhe für ihren Sohn besorgen kannst, Größe 42. Der Preis sei egal, ebenso die Farbe. Ich gebe es Dir weiter. Hoffnungen habe ich ihr keine gemacht.
Schimpf nicht zu sehr über meine Schrift. Küss mich lieber, Deine Lotti
Ich habe 10000 Pläne, die mit dem Frühjahr kommen. Zuerst wird die Küche gemacht. Auf die Erfüllung eines Wunsches für später freue ich mich und träume viel davon: Ein schönes Esszimmer. Je nach Geldbeutel, antik oder neu oder mit dem jetzigen umgeändert. Aber diese enge Bude ist doch wenig schön und das ganze Essen, angefangen vom Frühstück, leidet darunter. Vielleicht findest Du auch gerade in Holland Anregungen, die man ohne große Geldmittel nachmachen kann.
Die Omis frieren alle Beide sehr.