Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 2. April 1941
den 2.4.41
Lieber Harald,
Beitin hat die Blumen gepflanzt. Es sieht sehr nett aus. Wir alle haben von seiner Anwesenheit nichts gewusst, und als ich eben vom Kinderzimmerbalkon ziemlich dösig in den Garten sehe, merke ich es. Ich habe heute ein Osterpäckchen an Dich abgeschickt. Es sollten vier Eier sein, aber zwei sind geplatzt und Biederbick hatte uns diese schon im Voraus auf unsere Eierration gegeben. Deine Mutter bittet Dich, sie nur zu essen, wenn das Paket nicht länger als 10 Tage unterwegs ist.
den 3.4.41
Ich habe eben Lilli Linde den Rest vom Zubettbringen der Kinder übertragen, sonst kommt der Brief heute wieder nicht in den Kasten. Bis auf wenige Male mache ich das jetzt immer selbst und ich bin wie selten glücklich, wenn ich den Kleinen so nett schön ein abwechslungsreiches Abendessen machen kann und sie dann alle in die Betten stecke. Jedes einzelne gehört mir dann besonders und es ist immer sehr fidel bei uns.
Heute musste ich auch dreimal in die Stadt rennen. Der Anstreicher ist auch gekommen, dazu haben wir einen Soldaten in Einquartierung. Draußen wird es wieder warm und sonnig. Frau Gesler hat mir heute ein schönes Stück Mousonseife geschenkt
als Dank für Kaffee und Strümpfe, die ich natürlich verrechnet hatte.
Nun ist übermorgen schon wieder Sonntag. Ich habe wohl noch nie die Zeit so rasen gespürt wie in diesem letzten halben Jahr. Die Gemütswerte, oder wie soll ich sagen, waren doch zu sehr manchmal erdrückt von Geschäftssorgen und derlei Sachen. Ich versuche aber jetzt auch, aus meiner Unbeschwertheit heraus den Kindern zu geben, was ich kann, und sie danken es mir durch ihre Anhänglichkeit, Erika Strenger inbegriffen. Der Stropp lügt mich nicht mehr an, wenn er es auch bei anderen tut.
Liebster, Schluss, Schluss, sonst hast Du keinen Sonntagsbrief. Deine Lotti