Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 8. April 1941
den 8.4.41
Mein lieber Mann!
Wie Du siehst, ist die Maschine wieder da. Die Reparatur hat 8,50 Mk. gekostet, aber nun ist die Maschine wieder wie neu gekauft. Ganz weich und leicht schreibt sie. Es ist bald halb zehn, und Du bekommst nur einen kurzen Gruß und Tagesbericht. Zuerst habe ich, weil die Maschine wieder da war, alle Verwaltungsabrechnungen in Reinschrift und die Mahnbriefe und sonstige Geschäftspost auf einen Rutsch gemacht, damit ich das hinter mir habe. Nun kann ich mich wenigstens ruhigen Herzens den Ostervorbereitungen hingeben.
Heute strahlt die Sonne nur so, und unser kleines Beet im Vorgarten leuchtet blau, gelb und grün. Ich habe in Bonn noch ein paar Dahlienknollen gekauft, nur so zum Versuch, und ein paar Nelkenpflanzen auf dem Markt. Ich habe nämlich das Abholen der Schreibmaschine heute morgen zu einem Einkaufsbummel benutzt, weil das Wetter so schön war. Als ich meine gute Maschine dann abholen wollte, war sie schon mit Fritz Palm allein wieder nach Goldesberg gefahren.
Ich hatte Klaus mitgenommen, der auch brav in jedes Geschäft mittigerte, aber zum Schluss erklärte, im Kindergarten sei es doch schöner. Das wäre mir bei meinen Mädels nie passiert. Wie man sieht, machen sich Männer, auch wenn sie ganz klein sind, nichts aus Schaufenstern. Im Übrigen habe ich mit den übrigen Einkäufen kläglich Fiasko erlitten. Ich wollte mir einen Gummihüfthalter kaufen, dann das Buch "Gummi" in einer billigen Ausgabe, (ich hatte es heute mit dem Gummi) dann habe ich Deinen Bezugsschein für Inlett für Klausens Bett bekommen, und Kleinigkeiten wie Ostergras und derartiges wollte ich auch haben. Alles Essig. Auch kleine Eimerchen für Klaus und Ursel habe ich nirgends bekommen.
Dann war ich ei Elly Bussmann, Hermann hatte ihr gerade geschrieben und ich gesagt, er könne, wenn ich wolle, für die Kinder Schuhe besorgen. Ich habe sofort ein paar für Helga zum Wegstellen für nächstes Jahr bestellt, denn Schuhe werden ja überhaupt das trübste Kapitel werden. Dann muss ich unbedingt an einem der nächsten Sonntage mit allen vieren zu Bussmanns. Klaus hatte ein kleines Körbchen mitgenommen, das Elly ihm voller Ostereier packte. Er war aber nicht zu bewegen, den Mund aufzutun.
Ich mache jetzt Schluss, denn ich kann kaum mehr tippen. Seit fürf Uhr sitze ich an der Maschine und merke es jetzt an meiner Nervosität. Also gute Nacht, mein lieber Mann, bis morgen! Deine Lotti