Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 3. November 1941

den 3.11.41

Liebster Mann!

Eben bekomme ich Deinen Brief und will Dir ganz schnell wiederschreiben, damit Du wenigstens als Wärmeofen einen Brief hast. Ich bin ja viel in Gedanken bei Dir, auch nachts, wenn ich wach liege. Ich habe jetzt ebenso viele zärtliche und warme Gedanken für Dich und kann Dir doch nicht näherkommen.

Heute morgen krachte der Schnee unter meinen Füßen, als ich in die Stadt ging. Gegen Mittag hat es dann wieder getaut, aber jetzt friert es schon wieder. Ich finde ja, dass es ein bisschen früh ist, aber schön war der Weg doch. Klaus und Ursel kamen aber auf halbem Weg in den Kindergarten laut brüllend zurück, weil ihre Fingerchen froren.

Helga ist heute nachmittag bei Gundi Überhorst zum Geburtstagskaffee. Sie hat nur ein Viertelliter Milch zusätzlich bekommen, trotzdem ich ihr auch Butter gegönnt hätte.

Dass Du nicht für ein paar Stunden in unseren Zimmern sein kannst. Auch das Esszimmer ist jetzt mit Mus Ofen herrlich warm. Heute bekam ich Mus Winterkohlen von Glitsch, 16 Zentner, die aber wieder weiterhelfen.

An Einkellerkartoffeln ist noch kein Gedanke. Vorläufig ist auch die Regelung so, dass die Person 5 Pfund in der Woche bekommt. Auch die Großhandlungen dürfen ihre Kunden nicht anders beliefern.

Ich lese jetzt mit großer Freude das ´Wunschkind´ von Ina Seidel. Der ´Lennacker´ gehört ja auch zu meinen besonders lieben Büchern.

Weil Frau Thelen unten ist, muss ich wieder runter. Ich wollte Dir nur schnell sagen, dass ich Dich sehr lieb habe und viel an Dich denke. Und das brauche ich auch, denn manchmal ist alles etwas zu schwer.

Das Geld habe ich bekommen. Ich hatte es aber doch schon geschrieben. Eine Vesdepzeitung habe ich diesen Monat nicht bekommen, sicher, weil ich die 10.- Mk. nicht bezahlt habe. Aber das ist eigentlich icht richtig denn Du als Soldat brauchst doch keinerlei Beiträge zahlen.

1000 Küsse  

Deine Lotti