Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 2. Dezember 19401

den 2.12.41

Liebster Mann!

Ich bin ganz unglücklich über meine Untätigkeit. Dr. Schampel hat den rechten Arm in eine Schiene gelegt, und nun kann ich gar nichts mehr tun. Ich bekomme jeden Morgen Kurzwellenbehandlung, und das Schöne dabei ist, dass der Arm auf diese Weise vielleicht schon in vierzehn Tagen gut ist. Aber wissen kann man das nicht, sagt die Helferin,

Wo muss man nicht überall anpacken vor Weihnachten, und ich sitze nun hier und muss mir sogar helfen lassen. Gestern abend im Bett war ich kreuzunglücklich und schnurrte förmlich zusammen unter der Bettdecke. Dazu kam der Gedanke an die abgelieferten 150 Mark. Denn so selbstlos bin icch nun wieder nicht, dass ich das leichten Herzens mache, mir drehte sich nachher der Kopf vor lauter Rechenexperimenten. Und ich hätte nur gebraucht,, dass mich einer ein bisschen in den Arm nahm und kuschelte. Warum bist Du auch so weit weg.

Ach, Pappi, nimm diesen ollen Jammerbrief nicht übel. Das einzige, was mich wirklich ärgert, ist die Hand. Meinst Du, ich könnte die Verwaltungsarbeit liegenlassen? Denn wenn in vierzehn Tagen der Arm gebrauchsreif wäre, müsste all die aufgestaute Vorweihnachtsarbeit erledigt werden und dann kann ich mich damit nicht befassen.

Hast Du eigentlich mal Pützens geschrieben? Sonst tue es doch jetzt zu Weihnachten und schreibe ihnen für mich mit und warum ich nicht schreibe. Ein Brief an Dich genügt mir auf der Maschine gerade.

Eben kommt das Heidikind. Die Brille verschönt sie doch nicht. Hoffentlich braucht sie sie als junges Mädchen nicht mehr.

111111000 Küsse,   Din Lött.