Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 10. Februar 1942
den 10.2.42
Liebster Harald!
In Eile: Eben hat Wöller angerufen und fragt verzweifelt, warum er nichts von Dir höre. Bitte, schreibe ihm doch irgendetwas!!!! Denn ich weiss ja nicht Bescheid und er kujoniert mich dauernd telefonisch.
Kannst Du es ihm nicht, wenn kein Verkauf möglich ist, verpachten? Er will das Grundstück deshalb haben, weil er dort Gemüse bauen will und jetzt bald mit der Beackerung angefangen werden muss. Er sagt, die Gemüseverhältnisse seien in Elberfeld katastrophal. Aber bitte, tue irgendetwas darin! !!!!
Was sich aus der Sache Fitschen entwickeln wird, weiss ich nicht, höchstwahrscheinlich eine endlose Schweinerei. Denn nun hat Frau Hütten die erste Etage auch höher vermietet, als sie es der Frau Longré gegeben hatte. Mir ist ja alles egal, wenn ich blos nicht wegen Mangel an Kenntnissen oder Zeit, mich intensiv damit zu beschäftigen, irgendeinen Fehler mache, für den ich dann gerade stehen muss. Möller rief auch gestern an und sagte, wir sollten von einer Räumungsklage Abstand nehmen. Sie ginge wohl, aber die Leute wären ja nun mal drin und in der heutigen Zeit müsste man ein Auge zudrücken und Frau Fitschen solle ihre Seele in Falten legen. So ungefähr.
Das wäre so das Geschäftliche. Im übrigen taut es seit heute, und wir hoffen bloß, dass diese Freude anhält. Wir sind die Schneemassen langsam satt. Außerdem habe ich nur noch für ein paar Tage Eierbriketts, und Düren kann mir keine liefern, weil er selber keine bekommt. Was ich dann machen soll, weiß ich noch nicht. Er hat mir völlig jede Hoffnung genommen, in absehbarer Zeit welche zu kriegen.
Heute nachmittag kam auch das ´Reich´, und ich bin Dir wie jedes Mal dankbar dafür. Gestern kam auch Dein lieber Brief. Albern finde ich Deine Briefe gar nicht, und wenn sie unzusammenhängend sind, weil Du keine Gelegenheit zu konzentriertem Schreiben hast, so sage ich, lieber zehn unzusammenhängende als keinen.
Welche Nerven kostet doch die Aufzucht, Erziehung und dauernde Beschäftigung mit fünf Rangen. Dieser Stoßseufzer musste mal sein. 1000 Küsse, Deine Lotti