Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 3. April 1942

den 3.4. 42

Liebster Mann!

Heute, am Karfreitagsmorgen, habe ich mir die Zeit genommen, Dir rasch zu schreiben. Das Klavierkonzert von Edwin Fischer wird leider seit einigen Minuten stark beeinträchtigt durch irgendeine Störung, und deshalb der Brief. Das Wetter ist wieder schön und sonnig geworden, wenn auch etwas kühl. Vorhin bin ich mit Helga zu Beitins gegangen und habe Tulpen und Osterglocken für die Tische und Primeltöpfchen für das Esszimmer gekauft.

Mit der Morgenpost bekam ich den Bescheid des Finanzamtes in Sachen Weil und ich schicke ihn Dir sofort, damit Du damit arbeiten kannst. Wenn Du daraufhin keinen Urlaub bekommst, muss eben die Sache unter den Tisch fallen. Eine Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben hatte ich geschickt.

Und dann bekam ich eine Karte von Ilse Düren aus Duisburg, in der sie zu Ostern schreibt und auch Theos Feldpostnummer. Ich hatte vor, ihr deshalb zu schreiben, war aber noch nicht dazu gekommen. Sie schreibt:

Liebe Lotti, lange haben wir nichts voneinander gehört, aber wie Du inzwischen sicher erfahren hast, ist Theo auch eingezogen und bereits in vorderster Linie im Osten. An unserem Hochzeitsatag ist er in die Feuerstellung eingerückt. Seine Kameraden sind Bayern und Österreicher. Er hat in der kurzen Zeit sehr viel erlebt und gesehen, ungeheure Strapazen erduldet. Wie geht es Harald? Bitte, teile Du ihm Theos Anschrift mit: Soldat Theo Düren, Feldpostnr. 21 423 B

Wilhelm musste ja nun auch dran glauben. Wie er mir zuletzt schrieb, ist seine Ausbildung auch beendet.. Er ist Montag nach Aachen gekommen. Weitere Nachricht bleibt abzuwarten.

Zu Mittag gibt es heute Stockfisch, und wir essen ihn alle leidenschaftlich gerne. Wir empfinden ihn geradezu als Sonntagsgericht. Eier sind auch zugeteilt worden, aber Biederbick hat seine noch nicht und weiß auch nicht, ob sie bis morgen nachmittag noch kommen. Angekündigt sind sie aus München. Vielleicht kriegen wir sie, wenn Du in Urlaub kommst.

Viele Küsse, Deine Lotti