Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 12. April 1942

den 12.4.42

Liebster Mann!

Heute kam nach fünf Tagen wieder ein Brief von Dir. Ist es nun ganz bestimmt, dass Du am 20. kommst? Die vergebliche Freude wäre scheußlich. Ich wünsche bloß, dass wir dann das herrliche Wetter haben, das jetzt ist.

Hillenbrand wartet noch immer auf einen Bescheid, dass er weg muss. Nun wird er wohl vergessen worden sein. Frau Hillenbrand ist natürlich glücklich.

Deine Briefe habe ich alle bekommen. Ich hatte nur nicht weiter über die Jeverer Reise nachgedacht, weil ich die endgültige Fahrt mit Dir besprechen wollte. Die Omis sind nämlich ziemlich dagegen, weil sie meinen, es genüge, wenn Du jetzt kämst, und das sei rausgeworfenes Geld. Wenn ich aber käme, möchte ich ins Forsthaus, weil ich annehme, dass das näher bei Dir ist. Das ist doch wohl so?

Wir verbringen jetzt fast jede Nacht im Luftschutzkeller. Die Kinder finden gar nichts Reiz-volles mehr daran und sind sehr ungnädig, wenn ich sie wecke. Aber man hört so viel, und der Tommy ist so unberechenbar, dass wir es für sicherer halten runterzugehen.

Wenn der Brief doch wieder fünf Tage dauert, bis er bei Dir ist, erzähle ich Dir lieber alles selber. Die Aussicht, dass Du kommst, lähmt erheblich meine Schreibfreudigkeit.

10000 Küsse, Deine Lotti