Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 21. Mai 1942

Den 21.5.42

Liebster Mann,

weißt Du, an alles andere hätte ich eher gedacht, als ich den Brief heute morgen aufmachte, aber nicht an einen Urlaub. Ist das nicht schön? Nein herrlich? Jetzt brauche ich ja auch bis dahin keine langen Briefe zu schreiben (ich hatte Dich aber auch die letzte Woche schon schlecht bedacht). Und höchstwahrscheinlich wirst Du mit Hansi zusammen einrücken. Sie ist schon bei Thea.

Mutter bittet Dich, die Riemen mitzubringen.

Jetzt freue ich mich wirklich auf meinen Geburtstag.

Mein Arm ist weiter gut. Ich bin selig und hole alles nach, was ich in den vierzehn Tagen versäumen musste. Heute habe ich die Vorratskeller gehausputzt, damit die Vorräte schön drin wohnen können.

Heidis Umlauf ist schon lange gut. Der Nagel geht ab, aber die Prozedur war in zehn Tagen erledigt, trotzdem sie nie einen Verband draufließ und im Dreck damit rumwühlte.

Vor zwei Tagen hatten wir zum ersten Mal seit drei Wochen Alarm. Als ich Klaus weckte, sagte er ganz verschlafen: Gotseidank, ich haben den lieben Gott aber auch so gebeten, er soll endlich wieder Alarm machen.

Engels Adresse ist Garmisch, Am Mühlbach 20. Er hatte Leni Engels geschrieben, er wolle mal rüberkommen, wenn er in Urlaub kommt.

Dieser Brief kommt sicher zu Pfingsten an. Und dann ist es nur noch eine gute halbe Woche, bis Du kommst. –

Hillenbrand ist in einen Ort in den südlichen Karpaten gekommen. Der Abschied war schwerer wie unserer damals, denn er kommt von dort aus sofort zur kämpfenden Truppe.

Die Blitzmädchen singen draußen vorbei. Die Mittagspause ist also vorbei und damit auch der Brief. Ich habe heute noch sehr viel vor und außerdem gehen die Omis ins Kränzchen. Ich habe 60 Pfund Rhabarber eingemacht, bzw. muß es heute noch. Das ist der Anfang.

Viele liebe Pfingsküsse. Deine Lotti.

Jetzt dauert er mir schon zu lange bis zur nächsten Woche.