Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 25. Mai 1942
den 25.5.42
Liebster Mann!
Ein Pfingstmontagsgruss! Es ist so still im Haus. Die Kleinen spielen draußen, und Heidi räumt in ihrem Puppenzimmer. Ich habe doch noch etwas Hemmungen vor der Schreibmaschine, daher die Feder.
Gestern abend haben wir Schultzens angerufen, weil Thea Geburtstag hatte. Ihr (Du und Hans) hattet dieselbe Idee, denn Hans fragte sofort, wann ich denn nun käme. Ich sollte doch nicht erst auf eine Einladung warten. Wir haben dann Juli ausgemacht, weil Du ja erst Mitte Juni kommst. Hoffentlich passt es Deiner Mutter. Einen festen Terrain und einen festen Plan hat sie zwar immer noch nicht, aber es wird höchstwahrscheinlich doch Nassenerfurt.
Weißt Du, ich führe ja doch sehr gerne nach Stettin. Hans meinte sogar, ich solle ein bis zwei Kinder mitbringen, aber ich glaube, das lasse ich lieber, denn völlige Ungebundenheit ist auch was Schönes. Ich würde dann bei Ilse Holtgreve Station machen.
Am Donnerstag kommt Hansi. Mittwoch machen die beiden Omis mit dem Kränzchen eine Dampferfahrt nach Boppard. Der Geburtstag von Frau Schröder und Frau Koch wird gefeiert. Montag fängt Hansi dann an, hier zu arbeiten.
Ich habe immer noch nicht ganz die Enttäuschung verwunden, dass Du erst in vier Wochen kommst.
Unsere Pfingsttage verlaufen sehr ruhig. Eine gewisse Freude bereitet es der Omi und mir, dass wir uns heute mittag sattessen können, denn den Schweinebraten (es ist zwar nur ein Pfund mit Knochen) essen wir mit vier Kindern allein. Omi Endemann, Helga und Lisbeth sind nicht da. So wird man heute! Neben mir steht Klaus und hält mich von Zeit zu Zeit lieb. Er kann sehr zärtlich sein,
Der Himmel wird leider wieder grau und kalt ist es auch. Sonst hätte ich heute Nachmittag mit den Kindern einen Spaziergang gemacht. Vielleicht komme noch irgend was Nettes.
1000 Küsse Deine Lotti