Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 11. Juli 1942

den 11.7.42

Liebster Mann!

Heute bekam ich zwei Briefe. Ich freue mich ja so auf Dich und warte auch richtig der Zeit entgegen, trotzdem es hier wirklich schön ist.

Jede Nacht werde ich immer mal wach und denke, ob bei Euch nicht irgendwas passiert, gerade weil diese Ecke die letzte Zeit nun mal vom Tommy bevorzugt war. Und nun war das ja auch der Fall, aber Dir ist nichts passiert. Überhaupt höre ich mir jeden Tag den Wehrmachtbericht an, nur um zu wissen, wo der Tommy war. Ich habe ja zwei Ecken, an die ich denken muss.

Also, ich komme nun am Mittwoch und bin, wenn alles klappt, in Jever um12.59 Uhr. Ich werde doch über Hamburg fahren und dort übernachten, weil Hans meint, dass die Reise über die Strecke nicht so wahnsinnig voll ist. Außerdem brauche ich dann auch nicht um vier weg, was ich müsste, wenn ich über Berlin fahren würde. Es fahren so wenig Züge nach Berlin und dies ist ausserdem ein Personenzug.

Wenn Du nun diesen Brief bekommst, bin ich fast in Jever, wenn der Gute wieder vier Tage braucht. Wenn ich ankomme, und Du kannst mich nicht abholen, kannst Du mir dann im Bahnhofswartesaal Nachricht hinterlegen? Da es sowieso dann eins ist, würde ich dann auch dort oder ganz in der Nähe essen, weil ich ja am zweiten Tag auch keinen Proviant bei mir habe. Rückantworten kannst Du wohl nicht mehr, aber ich werde in Jever ja auch wohl nicht verlorengehen, und irgendwie werden wir uns ja finden.

Bis dahin viele liebe Küsse. Ich freue mich sehr. Ich werde mit den Marken

schon durchkommen, und außerdem ist man das Einschränken in puncto Magen ja schon gewohnt. Din Lött.