Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 26. August 1942
den 26.8.42
Liebster Mann!
Eben haben wir beide am Telefon miteinander gesprochen, und die Sorge um Dich treibt mich, Dir sofort zu schreiben.
Bitte, Liebster, lasse Dich sofort untersuchen, das bist Du mir schuldig. Du glaubst nicht, welche Sorge ich um Dich habe, weil ich weiß, dass Du elend aussahst. Das war übrigens die Meinung aller. Lass Dich gründlich untersuchen, und wenn Du so elend bist, melde Dich krank. Hast Du vielleicht vom Winter her, als Du Dich gewaltsam von der Grippe kuriertest, etwas zurückbehalten? Bitte, sage auch, dass Du zu viel abgenommen hast, denn Du brauchst bei Deiner Konstitution eine gewisse Fülle.
Bitte tue mir sofort den Gefallen und dringe darauf, dass auch Herz und Lunge geröntgt werden. Vielleicht sind es auch nur die Nerven, dann sorge, dass Du irgendeine Ausspannung bekommst. Ich rege mich vielleicht mehr auf als nötig, weil ich hier weit von Dir bin und nicht für Dich sorgen kann.
Ich bin sehr in Eile und muss in die Stadt. Jürgen bekommt eben die Windpocken. Also, bitte, tue mir den Gefallen. Es ist Liebe und Sorge, die mich treibt, Dir zu schreiben.
Din Lött