Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 5. November 1942
den 5.11.42
Mein liebster Mann!
Wie habe ich mich gestern über den Brief von Hauptmann Rech gefreut, und darüber, dass er meinen „Gatten als unermüdlichen, tatkräftigen Mitarbeiter“ schätzt und es ihm leid tut, ihm aus Dank nicht sofort einen Urlaub zu geben. Ich war ganz toll vor Freude über das Lob und über den ganzen Brief, der so persönlich klang und deshalb zeigt, wie gut er Dich leiden kann. Sage ihm meinen herzlichsten Dank für sein Schreiben (ich brauche jetzt wohl doch nicht mehr selber zu antworten?)
Was nun das Landratsamt macht, weiß ich nicht. Bis heute (5. 11) ist noch kein Geld eingegangen. Aber ich bin jetzt, wo Ihr dort die Angelegenheit in Händen habt, viel ruhiger. Ich habe in der Zwischenzeit mal allerlei Unterlagen rausgesucht, wenn Du kommst, und Berechnungen zusammengestellt, damit ich nichts nachzuzahlen brauche oder mir etwas abgezogen wird.
In der Quellenstrasse wird nun gearbeitet. Gestern kam nun der Arbeiter von Beerenrath und fragte, ob in dem Gebäude, das Diedenhofen gehört, auch der Boden aufgerissen werden soll, denn es rauscht immer noch in der Uhr. Ich habe es bejaht. Bist Du mit einverstanden? Eben rief nun Frau Wittersheim an, dass beim Aufreissen des Bodens die Arbeiter das alte Wasserrohr kaputtgehauen haben und das Wasser nur so hervorschiesst. Nun habe ich Beerenrath wieder benachrichtigt. Das ganze wird wohl eine dolle Reparatur werden.
Ich lege Dir ein paar Zigaretten bei. Kann ich welche ohne Marken erwischen, kriegst Du sie auch. Aber nach dem Zehnten dürfen nur noch Briefe bis 20 Gr. geschickt werden, alles andere geht nur mit Marken. Ich habe ein hübsches Buch für Helga erwischt: „Der Krampus von Trollberg“, eine steirische Geschichte.
Hatte ich Dir übrigens schon erzählt, dass Helga für acht bis vierzehn Tage in Düsseldorf ist? Trude, die überraschend reingeschneit war, hat sie mitgenommen. Und die Lehrerin hat ihr die Reise sofort erlaubt, weil der Ausschlag (Impetigo) immer noch nicht ganz heil ist und es verboten ist, damit in die Schule zu gehen.
Also, ich bin von den Zigaretten abgekommen. Ich möchte, dass Du sie selber rauchst, weil Du nun doch mal so ein
Rauchtier bist. Für die Kinder kriege ich schon was zusammen. Jürgen braucht außer der Eisenbahn sowieso nichts. Allerdings habe ich noch gar nichts für Ursel, aber das findet sich auch vielleicht.
Gestern nachmittag war ich bei Frau Schubert zum Geburtstagskaffee. Leider war es kalt und der Kuchen ziemlich daneben geraten. Aber sie hatte es gut gemeint und hatte sich doch viel Mühe gegeben. Abends war ich dann bei Frau Hillenbrand wie denn manchmal alles doppelt kommt. Ihr Mann ist augenblicklich in Stalino und kommt von dort an die Front.
Jetzt liegt Heidi in Deinem Bett, die Gute mit ihrem zahnlosen Mund. Die beiden Kleinen möchten gerne, aber da sie noch nicht hundertprozentig stubenrein sind, gibts das nicht.
Und weil immer Morgen ist, kriegt der Brief jetzt sein Ende. Ich wollte Dir nur gesagt haben, wie ich mich über das Lob, das Dir der Hauptmann spendete, gefreut habe, mein lieber, lieber Mann.