Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 22. Februar 1943
den 22.2.43
Lieber Skiläufer,
große Lust zum Schreiben habe ich heute nicht, das laß Dir zum Anfang gesagt sein, Wenn ich es tue, dann nur,, damit Du übermorgen nicht schon wieder umsonst nach Post ausguckst. Viel zur Schreibfaulheit tut ja auch der Gedanke, dass Du in 8-10 Tagen wieder hier bist. Bei Deinen Karten-Grüßen ist es ja etwas anderes, denn da steht ja immer wieder etwas Neues drauf.
Nachdem gestern mal wieder 14 Grad im Schatten waren, ist es heute den ganzen Tag kalt und neblig, grad als wenn Weihnachten vor der Türe stände. Darum trinken wir auch Tee mit Rum. – Manchmal setze ich mich in den Sessel am Ofen, betrachte mir ein Östreich-Buch das Bild
Mit dem Feuerhagel und habe Dich dann für einen Moment mit den Blicken umfasst. Denn irgendwo wirst Du auf dem Bild, der Wiedergabe der Wirklichkeit ja sein.
Der Abend bei Frau Hillenbrand war reizend. Bowle, belegte Brötchen und ein in die Tiefe gehendes Gespräch machten, dass wir sechs bis gegen halb drei zusammenblieben. Um zwei standen völlig aufgelöst die beiden Omis vor der Türe und fragten, wo ich bleibe. Sie gehen ja nie zu Bett, ehe das Kind zuhause ist. Sie hätten beinahe die Polizei gerufen. – Wann kommst Du? Kann ich am 4. März mit Heidi nach Köln fahren zu Tante Liesels Geburtstag?
Viele liebe Küsse und recht schöne Tage.
Din Lött.