Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 13. März 1943

13.3.43

Liebster Mann!

Auf das Telegramm von heute morgen habe ich sofort die Schlüssel an die Adresse von Lehrer Langen abgesandt. Ich denke, dass das Päckchen Anfang nächster Woche da ist.

Draußen täuscht die Sonne eine Wärme vor (wenn man im Zimmer ist), die in Wirklichkeit noch nicht da ist. Aber die ersten Aubretien kommen jetzt im Steingartenbeet. –

Eben wird zum Kaffee gegongt. Weil Samstag ist, gibt es jetzt auch Brötchen dazu. Und dann wird der Tag wie üblich zu Ende gehen. Ich werde die Sonntagssachen für die Kinder raussuchen usw. usw., und nach dem Abendessen werden ein paar Strümpfe gestopft und, weil Samstag ist, in einem neuen Leihbuch gelesen.

Ohne Dich laufen die Tage; VOM Montag bis zum Sonntag, in einem ganz feststehenden Plan ab, und irgendwie hat diese Beständigkeit etwas Behagliches, ungefähr wie: 'Ich weiß nicht, was mir so gefällt in dieser engen kleinen Welt.' Manchmal möchte man dann diese Behaglichkeit über den Haufen werfen und irgendwas erleben. Aber weil ich ja kein Backfisch mehr bin, weiß ich ja auch, was dieses Irgendwas ist, und darin muss ich mich eben bescheiden. - Ach, käme doch bald ein Urlaub, denkt man dann.

Thea hat noch nichts von sich hören lassen. Ich denke, sie wird auf einmal dastehen. Der gestrige Film war sehr nett: ´Sophienlund´. Mittwoch bin ich zum Kaffee bei Frau Stein.

Du lieber, lieber Mann, ich gebe Dir einen Kuss!

Deine Lotti