Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 20. März 1943
den 20.3.43
Lieber, lieber Pappi!
Bitte, sei nicht böse, dass ich so lange nicht geschrieben habe. Ich glaube, es sind jetzt bald vierzehn Tage. Woran es die ersten Tage lag, weiß ich nicht mehr. Seit letztem Samstag ist es der Hochbetrieb im Haus gewesen. Thea kam nämlich Dienstag, um Heidi zu holen. Ich holte sie in Köln ab, Montag war Frau Linde dagewesen, und Mittwoch legte sich Helga mit einer schweren Halsentzündung in dem Stil, wie Du sie einmal gehabt hast mit 40 Grad Fieber und völlig dicker Zunge usw. Thea fährt nun morgen vormittag mit Heidi ab, und dann kehrt wieder Ruhe im Hause ein. Aber es ist sehr schön, dass sie hier ist. Sie nützt die Godesberger Tage auch heftig aus mit Kino und einkaufen von allem, was sie in Stettin nicht mehr bekommt.
Und weil ich mich jetzt auch nicht so konzentrieren kann, wird dieser Brief auch nur eine Aufzählung aller irgendwie wichtigen Sachen:
1. Helga geht es etwas besser, sie muss aber bis Mitte der Woche noch liegenbleiben,
2. Das Wäschepaket war am Montag abgegangen.
3. Alarm haben wir während Theas Hiersein überhaupt noch nicht gehabt.
4. Ilse hat seit dem 24.Januar noch nichts wieder von Theo gehört.
5. Ich habe Sehnsucht nach Dir.
6. Ich freue mich, dass Du manchmal nachmittags frei hast.
7. Ganz wichtig: Lass mich nicht entgelten, dass ich solange nicht geschrieben habe.
Und jetzt mache ich Schluss. Es ist wirklich nicht möglich, weiter zu schreiben. Es sind zu viele Anforderungen da und gleich kommen die Kleinen aus dem Kindergarten. Außerdem muss ich Heidis Sachen packen. Viele Küsse!
Deine Lött