Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 2. April 1943
den 2.4.43
Liebster Mann!
Wir sind unruhig, was die neue Veränderung bei Dir bewirkt. Ist es die Verfügung, wonach Du ein paar Monate Fronteinsatz mitmachen müsstest? Oder ist es mehr eine Verfügung innerhalb der Bucht? Auf jeden Fall warte ich jetzt sehr auf Post.
Grün werden die Bäume hier wirklich, wenigstens, was den Rotdorn betrifft. Die Linden rühren sich noch nicht, aber das ist auch alles. Im übrigen ist es kalt und regnerisch und grau und stürmisch. Das letztere sogar ziemlich, so dass man meinen könnte, es sei November. Die Kinder fügen sich sehr stilvoll diesem Wetter ein, und Ursel und Klaus haben vorhin schon ihre Wichse bezogen.
Ich selber war heute morgen bei Beckermeyer zum Haarwaschen und –legen und habe eine Flasche Parfüm, französisches mit 90% Alkohol, erstanden(6,- Mk.). Ich bin richtig
froh darüber. Das ist auch so eine kleine Freude des Alltags.
Gestern habe ich den Einschreibebrief mit den alten Briefen von mir bekommen. Weshalb hast Du es durch Einschreiben geschickt? Wegen der Marken? Dann habe ich sie im letzten Moment entdeckt, weil ich ja sonst nie drauf achte. Deine Bilder hole ich auch morgen bei Biederbick ab und schicke sie Dir sofort.
Gestern haben wir im Schweiße unseres Angesichts die Kartoffeln entkeimt. Es war ein schönes Stück Arbeit und wirklich noch ein beachtlicher Berg, der vor einem liegt. Montag fängt der Hausputz an, und Lisbeth und ich sind wie Pferde, ehe die Stalltür aufgeht. –
Ich will jetzt mit Helga Klavier üben.
Viele liebe Grüße und tausend Küsse
Deine Lotti
Aus Stettin habe ich noch nichts wieder gehört. Hansi muss einen Kindertransport nach Bansin bringen und will auf dem Rückweg zu Schultzens.