Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 18. April 1943

den18.4.43

Lieber Mann!

Eben habe ich wieder eine Karte bekommen. Daß Du keine Post bekommst, wundert mich, denn geschrieben habe ich Dir immer. Liegt es doch an der Feldpostnummer?

Der Hausputz ist beinahe beendt. Gottseidank., Dafür ist heute wundervolles Wetter (22 im Schatten) und ich habe auf dem Balkon gelesen.

Hansi hat gestern geschrieben und sich für Ostern mit ihrem Ernst angesagt. Ich bin mal gespannt auf den neuen Schwager. Hansi schrieb jetzt noch, dass er ein anspruchsvoller Herr sei. Wenn's ihm hier nicht gefällt, kann ich's nicht ändern, er hat sicher mehr Geld wie wir.

(Ich hatte einige Sachen, die ich Dir schreiben wollte und weiß sie nun nicht mehr.

Eben kommt eine Aufforderung an alle Büros, alles Schriftgut bis 1937 als Altmaterial abzugeben. Da wird es im Schrank wenigstens leerer, und dagegen habe ich nichts. Es macht mir direkt Spaß, alles mal gleich auszusortieren.

Weißt Du, was mir so durch den Kopf gegangen ist? Ich hätte Lust, nochmal Klavierstunde bei FräuIein Hunscheidt zu nehmen, rein für mein Privatvergnügen, und wenn es nur zwei Stunden im Monat wären. Es ist aber bloß so ein Wunsch. - Kann man Dich wieder anrufen in Jever? Jetzt hätte ich keine Hemmungen mehr, denn was ich an Telefon spare, wird mir ja am Familienunterhalt wieder abgezogen. Dann können wir doch öfter mal zusammen sprechen, findest Du nicht auch? Denn jetzt treibe ich die Unkosten so weit, wie es die Einnahmen zulassen. Aber schreib mal, was Du über die Abgaben denkst. Ich habe das Gefühl, als ob sie im Hause der lieben Frau Banting auch wieder was zusammenbraut.

Schreibe bitte schnell, ob meine Briefe angekommen sind. - Von Theo kommt immer mehr Post zurück. Es wird wohl kein Zweifel sein, dass wir ihn aufgeben müssen. Der arme Detlev Banthien scheint ja in Afrika zu sein.

Ach, ich hätte Dich so gerne hier oder möchte bei Dir sein. Mein Allerliebster!

Deine Lotti