Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 14. Juli 1943
den 14.7.43
Liebster Mann!
Eben ist die Sirene gegangen, ich war so schön eingeschlafen. Ich habe vorhin einen langen Brief an Dich geschrieben, aber weil ich nicht weiß, ob Du ihn bekommst, kommt dieser hinterher.
Köln ist grauenhaft verwüstet. Es verfolgt einen bis in die Träume. Zeitungen erscheinen nur, wenn, alle paar Tage und unregelmäßig. Ich habe Dir eine Karte des Postamtes beigelegt, dass bis auf Widerruf kein Ferngespräch mehr angenommen wird. Ich kann also nirgends mehr hintelefonieren. Ich bitte Dich auch Thea zu schreiben, da wir nicht mehr telefonieren können. Ob Du die Briefe bekommen wirst?
Ich denke ernstlich daran, die Familie zu evakuieren. Wir sind hier Kriegsgebiet. – Bitte, antworte sofort, wenn Du meine Post bekommen hast. Und schreibe auch an Schultzens. Ich werde es auch tun, weiß aber nicht, ob es ankommt.
Kohlen haben wir noch nicht.
Ist es möglich, die Kinder vielleicht auch nach Jever zu evakuieren? Ich frage morgen auch bei der NSV. Schilderungen von Köln kann ich nicht machen. Ich habe bei der Durchfahrt vielleicht acht bis zehn bewohnbare Häuser gesehen (nicht unzerstört).
Ich hatte im anderen Brief auch gefragt, ob Du bei Deinem Urlaub eine Evakuierungsvorbereitung der Familie angeben kannst. Ich meine, es wäre nötig.
Deine Lotti