Charlotte Endemann an ihren Mann Harald, 22. August 1943
den 22.8.43
Liebster Mann!
Eigentlich ist der Augenblick, wo morgens der Briefkasten klappt, der schönste am ganzen Tag. Heute kam nur Dein Brief vom 18. und der große Brief an Klaus, der ganz glücklich darüber war.
Nach drückender Hitze haben wir nun heute einen Regensonntag. Bis jetzt geht es noch einigermaßen friedlich unter den Kindern zu, aber ich muss mir immer wieder etwas Neues ausdenken, sonst ist der Krach da.
Ich weiß nicht viel Neues, das Leben läuft so seinen Gang Aber wie reizlos ist doch eigentlich das ganze Dasein geworden, gemessen an einer Woche aus dem Frieden. Ich darf dabei noch gar nicht mal was sagen, denn ich habe die schönen vier Wochen mit Dir erlebt. Aber statt dass ich nun zufrieden bin, ist im Gegenteil mein Lebenshunger erst so richtig erwacht, und ich warte so auf Deinen Urlaub, als ob für mich alle Lebensfreude davon abhinge. Und dabei wird es hier nicht anders als in Jever sein, außer dem Zusammensein werden wir nicht viel haben.
Übrigens: Frau Schubert muss nun 5 Stunden täglich als Putzfrau arbeiten. In die Fabrik wollte sie nicht, und gelernt hat sie ja nichts. Da hat sie sich für Putzfrau entschieden. Edith Vogel traf ich gestern, die braucht immer noch nicht zu arbeiten, Kommentar überflüssig. Ich habe nun keine Zeit mehr. Viele liebe Grüße.
Kannst Du verstehen, dass ich mich richtig freute, als ich hörte, dass die Jeverer Jäger hier waren? Es war eine Verbindung geschaffen zwischen Dir und mir. Die Jäger, die hier in der Luft waren, wussten von Dir, kannten den Horst und allerlei, was mir lieb geworden war.
Viele viele liebe Grüße und Küsse.
Deine Lotti