Harald Endemann an seine Frau Charlotte, 2. Dezember 1940

A. den 2.12.40

Mein liebes Lottenkind,

es ist scheußlich, dass ich nun zwangsläufig einige Tage keine Post von Dir bekomme. Ich jammere sehr. Wir sitzen hier wie die Gefangenen und können uns die Stadt nicht ansehen und möchten es doch so brennend gerne. Ich habe noch von Reinsehlen aus zwei Pakete abgeschickt. Bitte macht die Wäsche fertig, schicke sie aber nicht nach hierhin, sondern wartet meine neue Anschrift ab. Bestätigt mir bitte den Eingang. Schreibe mir mal bitte Deine Strumpfnummer. Vielleicht kann ich Dir doch welche mitbringen. Mit Urlaub muss ich nun doch bis Weihnachten warten. In diesem Durcheinander ist ein Gesuch aussichtslos und an der neuen Stelle werde ich auch nicht sofort weg können. Den

Weihnachtsurlaub will ich mir auch nicht durch einen Sonderurlaub versauen, zumal es auch an Weihnachten noch manches zu regeln geben wird.

Ich habe augenblicklich scheußlich mit der Stirnhöhle zu tun. Wahrscheinlich ist der Klimawechsel dran schuld. Die Verpflegung ist märchenhaft. Bohnenkaffee in rauhen Mengen. Es gibt aber leider keinen zu kaufen. Hier bekommen wir auch hier und da mal Obst. Es gibt auch Milch, die ganz vorzüglich schmeckt. Was machen meine süßen Kinderchen? Und die Omis?

Einen herzlichsten Kuss für dich dein
Harald

Ein Adventsgruß